Island 18.08. - 17.09.2012

Tag 25 (Reyðarfjörður-Seyðisfjörður, ca. 80 km):

Der Regensturm hat zwar aufgehört, aber es ist immer noch recht
stürmisch. Wie ich von einem anderen Gast erfahre, ist die Haupt-
straße nach Akureyri gesperrt wegen Schneefall... Ich bekomme das
auch zu spüren, die erste Etappe von etwa 30 km führt bis auf etwa
470 m hoch, in Lagen ab 250 m ist der gestrige Regen als Schnee
heruntergekommen, die Straße ist gerade noch schneefrei. In Egilsstaðir
kaufe ich noch ein wenig ein und tanke, Bakkagerði fahre ich aber nicht
mehr an, in der Richtung sieht es stark nach Regen aus. Die kurze Hoch-
landpiste Richtung Seyðisfjörður geht sogar bis auf über 600 m, dort hat
es deutliche Minusgrade, zum Glück funktionieren seit Egilsstaðir die
Heizgriffe der BMW wieder, nachdem ich etwas am Drehregler herum-
gewackelt habe. In Seyðisfjörður hat leider kein Cafe auf, aber das
Büro der Smyril- Line hat offen - ich möchte nicht wieder in einem
Couchette reisen. Ich entscheide mich zum knackigen Aufpreis von 210
(!) Euro für eine Einzelkabine, dann habe ich wenigstens meine Ruhe.
Dort erfahre ich auch, daß die Straßen rund um den Mývatn- See
ebenfalls wg. Schneefalls gesperrt sind... In der örtlichen Tanke wärme
ich mich etwas auf und warte, bis ich im Hotel einchecken kann.
Dummerweise entscheide ich mich, doch noch eine kleine Sehens-
würdigkeit anzufahren... Die schlechte Schotterpiste hätte mich eigentlich
warnen müssen, der Weg endet an einem steile Geröllabhang, ich
versuche auf dem glitschigen Weg zu wenden und - Peng! Ich lande
im Dreck. Fluchend über meine eigene Dämlichkeit bekomme ich das
arme Mopped wieder aufgerichtet, das jetzt von oben bis unten
verdreckt ist. Der rechte Sturzbügel hat das meiste abgefangen, nachdem
ich ihn wieder gerichtet und den Spiegel geradegestellt habe, kann ich
den Abhang zumindest wieder schadlos hochfahren. Der Check-in im
Hotel verläuft problemlos, die nassen und verdreckten Klamotten lasse
ich besser im Flur stehen. Mittlerweile hat sich ein sehr kräftiger
Schneesturm ausgebildet, dessen Hinterlassenschaft hier unten zum
Glück nicht liegen bleibt. Ich sichte die Fotos der letzten Tage und
wandere dann zum einzig offenen Restaurant, um zumindestens eine
Kleinigkeit zu futtern. Wenn ich nachdenke, welche Pisten ich mit der
guten alten BMW, noch dazu voll beladen, alle befahren habe, kann
ich diese ganzen Touristen mit ihren expeditionstauglichen Landrovern
oder ultramodernen SUV's eigentlich nur als Angeber bezeichnen... :-)
Im Restaurant bekomme ich eine ausgezeichnete Panna Cotta und ein
paar Biere sowie ein nettes Gespräch mit einem deutschen Pärchen.
2 Herren von den Føroyar sind auch zugegen, die mit Pferden (!)
unterwegs sind.

Es hat geschneit, wie man sieht... Die Fähre ist schon da

Tag 26 (Seyðisfjörður-Lagarfljót-Seyðisfjörður, ca. 130 km):

So, was machen wir denn heute noch? Das Wetter sieht sehr gut aus,
es ist sonnig, aber nur 0 Grad. Ob der Pass raus aus Seyðisfjörður
wieder befahrbar ist? Ich versuch's, ich habe mir noch eine kleine
Sehenswürdigkeit aus dem Navi herausgesucht: einen See mit Ausblick
auf die Berge. Bis etwa 300 m ist die Piste trocken, dann, hinter einer
Kurve, liegt unvermittelt eine festgefahrene dünne Schneedecke auf
der Fahrbahn - zum Umdrehen ist es jetzt schon zu spät, ich würde
sofort auf der Nase liegen! Also 2. Gang und die Füße auf den Boden.
2 entgegenkommende LKW haben Schneeketten drauf, auweia...
Als es nach etwa 15 km wieder bergab Richtung Egilsstaðir geht, atme
ich tief durch... Mein Trost: Sobald die Sonne hoch genug steht, wird
die Situation besser werden, das sollte auf der Rückfahrt hilfreich sein.
Der Ausblick auf den See Lagarfljót ist nett, aber die gleiche Strecke
wieder zurück? Auf der anderen Seeseite führt eine Schotterpiste
ebenfalls zurück nach Egilsstaðir, und da ich den Hals nicht vollkriegen
kann... In Egilsstaðir muß ich dann feststellen, dass die letzte
Schotterpiste dem Hauptständer der BMW den Rest gegeben hat:
eine der beiden Ständerfedern hat sich auf und davon gemacht. Mit
ein paar Kabelbindern wird das Teil festgebunden. Von der
Schneepracht auf dem Pass ist angesichts der dort herrschenden
"Hitze" von satten 6 Grad fast nichts mehr zu sehen. Ich bin recht
früh an der Fähre, dementsprechend lange muß ich warten.
Komischerweise sind die Motorräder diesmal erst fast zum Schluß
mit dem Verladen dran. Ich unterhalte mich mit einem Exil- Isländer
aus Vestmannaeyjar (Hello, Bjorn), der mit einem Gespann,
bestehend aus einer GS Basic und einem russischen Seitenwagen
unterwegs ist ; man spricht Benzin. Endlich sind die Moppeds an
der Reihe, lästig ist, das man trotz halbleerer Fähre die Autos so
eng geparkt hat, das man mit dem Gepäck kaum zum Ausgang
durchkommt. Eine gute Stunde später sind wir bereits unterwegs,
Island entschwindet am Horizont.

Der Fjord erstahlt im Sonnenlicht Der Lagarfljót See Die kleine Kirche in
Seydisfjördur macht was her
Auch die Bucht wirkt bei Sonnenlicht
sehr einladend
Der Fjord am Übergang
zum offenen Meer

Tag 27 (Seyðisfjörður-Føroyar, ca. 600 km):

Viel geschlafen habe ich nicht: einmal um 04:00 und einmal um 05:30
werde ich wach, das liegt aber weniger am durch den Seegang verursachten
kräftigen Schwanken des Schiffs, sondern am Knarzen, Zittern und Ächzen
des Kabineninterieurs... Die Føroyar hüllen sich in Nebel- und Regenwolken,
keine guten Fotomotive in Sicht, daher verzichte ich auch auf den Landausflug.
Nachdem ich die Zeit, in der das Schiff mal nicht schwankt zum Schlafen
genutzt habe, hole ich mir mein im voraus bezahltes Abendessen - Fisch...
Na gut, die Beilagen sind ja auch essbar und ich wollte eh' etwas abnehmen.
Währenddessen regnet es in Tórshavn in Strömen, daher ist mein schlechtes
Gewissen, die einmalige Gelegenheit zu einem Landgang verpaßt zu haben,
wieder etwas besänftigt. Mit etwa 10 Minuten Verspätung verläßt die Fähre
nun auch die Føroyar Inseln - Nächste Station: Hirtshals, Dänemark. Das
dauert aber noch eine Weile... Ein paar Biere und das Korrekturlesen meiner
Tagesberichte beschließen den Tag.

 
Tórshavn zeigt zahlreiche
schmucke Häusschen...
...und ist recht groß
(ca. 17.000 Einwohner)

Tag 28 (Føroyar-Hirthals, ca. 1100 km):

Die Sonne lacht, da zieht's einen auf Deck, der Wind hat stark nach-
gelassen und zum ersten Mal genügt der Pullover, um sich draußen
aufzuhalten - man merkt, es geht Richtung Süden. Ein älterer dänischer
Moppedfahrer plant für's nächste Jahr eine Tour durch Kasachstan
- mein Respekt ist ihm sicher! Außerdem hat er einen leicht schrägen
Humor, liegt vielleicht daran, daß er Totengräber ist... Im Duty Free
Shop kaufe ich mir einen Satz besserer Ohrhöhrer für meinen kleinen
MP3 Player, der andere rutscht zu schnell aus den Ohren. Die Sonne
nutze ich fast den ganzen Nachmittag zum Relaxen und Musikhören
auf dem Oberdeck, einfach ausspannen. Was fehlt heute noch?: ein
kleines Abendessen, ein paar Biere und ein Gespräch mit "meinem"
Exil- Isländer.

Keine Fotos heute, ich war zu faul...

 

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TIPP:
- Ein Schneesturm im September? Kein Problem... Man muß tatsächlich
   auf alles gefaßt sein. Für Autofahrer ist das Mitführen von Schnee-
   ketten Pflichtprogramm!
- Man sollte sich beim Einkaufen im Duty Free Shop etwas zurückhalten,
   man kann immer noch kontrolliert werden, dann wird es teuer...
- Die Føroyar Inseln sollen auch interessant sein, dafür sollte man sich
   ein paar Tage Zeit gönnen, besonders, da die Inselgruppe per Fähre
   erkundet werden muß.

Letztes Update: 29.09.2012