Island 18.08. - 17.09.2012

Tag 21 (Höfn-Jökulsárlón-Höfn, ca. 190 km):

Wieder ein herrlich sonniger Tag. Da ich noch keinen rechten Plan
habe, was ich in den drei Tagen in Höfn anfangen will, möchte ich
zuerst die Gletscherausstellung in Höfn besuchen - die hat aber seit
Anfang September bereits zu, dummerweise ist das Gebäude gleich-
zeitig auch die Touristeninfo. In der Bibliothek finde ich aber auch was,
einige Prospekte. Einer davon bietet verschiedene Gletschertouren
auf den Vatnajökull an, sogleich rufe ich dort an und buche für morgen
eine kombinierte Jeep- und Snowmobiltour, das wird spannend. Für
heute fahre ich nochmal den Jökulsárlón an, um eine Bootstour zu machen.
Auf den letzten 10 km bis zur Gletscherlagune fliege ich vor Seitenwind
fast vom Mopped, ich muß das Tempo bis auf 60 drosseln. Daher bin
ich auch nicht ganz überrascht, das dort momentan wegen des heftigen
Windes gar keine Bootstouren möglich sind. Überrascht bin ich eher,
dort das Niederländisch/Deutsche Paar wieder zu treffen, mit dem ich
ein paar Worte wechsele. Mein Gott, ist Island klein... Nach ein paar
"stürmischen" Fotos fahre ich die nächste Gletscherlagune Fjallsárlón
an, die nicht so überlaufen ist und genieße ein wenig die Ruhe. Dann
geht es einer spontanen Laune folgend ein wenig in's Hochland, wo
ein fabelhafter Ausblick auf den Gletscher Skaftafellsjökull lockt. Bis
auf über 700 m traue ich mich und kann die wirklich exklusive Aussicht
auf den Gletscher in Augenschein nehmen. Weiter bis zur Spitze traue
ich mich nicht, was aber weniger an der harten und steilen Schotterpiste
liegt als am mit der Höhe zunehmenden Sturm, der mich teils völlig aus
dem Kurs bringt, das wird mir schlicht zu gefährlich. Der Tag ist damit
fast rum, ein Abendessen lockt... Direkt am Hafen gibt's noch ein
Restaurant, das aber fast nur Meeresfrüchte anbietet, ich nehme daher
das einzige vegetarische Gericht auf der Karte. Angesichts der Preise
und der für mich unpassenden Speiseauswahl wird das für mich aber
wohl der einzige Besuch bleiben. Immerhin, das Menü ist wirklich
erstklassig, eine Art Kartoffelauflauf mit heimischem Fetakäse und
anderen, mir unbekannten Zutaten gefüllt, das ganze überbacken,
mit Salat und etwas Gemüse, aber für fast 21 Euro auch kein Schnäppchen.

Ausblick auf die Gletscher-
landschaft von Höfn aus
Die örtliche Tanke versorgt
auch die Reiter mit
passendem Zubehör...
Der Jökulsárlón...
     
...zeigt große und
kleine Eisbrocken
Eine isländische Spezialität... ...und eine, die es nur am
 Jökulsárlón gibt
Mit diesen Amphibienfahr-
zeugen kann man sich über
die Lagune schippern lassen
Faszinierende Ansichten
im Großen...
...wie im Kleinen 
   
Der Vatnajökull... ...und die Piste dahin 

Tag 22 (Höfn-Vatnajökull-Jökulsárlón-Höfn, ca. 210 km):

Um 08:45 mache ich mich auf, um pünktlich an der Stichstraße zum
Gletscher anzukommen, witzigerweise ist es die gleiche Piste, die ich
gestern bereits mit dem Mopped befahren habe. Einige andere Gäste
warten schon dort. Schließlich kommt ein Riesen- Ford mit Ballonrädern,
14 (!) Sitzplätzen, einem dicken V8 und Automatikgetriebe, der uns in
flottem Tempo die Schotterpiste hinaufträgt, bis zur höchstgelegenen
Herberge Islands, Jöklasel auf 840 m. Wir bekommen Thermoanzüge
und Helme, Gummistiefel und Handschuhe, dann geht's los: Die Schnee-
mobile und der Vatnajökull Gletscher warten! Aber zuerst gibt's eine
Einweisung in Bedienung und Fahrweise der Ski-Doo's. Das Fahren
macht Spaß, mein Körper macht aufgrund des Motorradfahrens instinktiv
das Richtige: man muß stark Hanging-Off fahren, da sich das Ski-Doo
nicht wie ein Zweirad in die Kurve legen läßt, trotzdem sind mehr als
30-40 km/h für einen Anfänger kaum beherrschbar: Der Lenker schlägt
wild um sich, von den Spuren im Schnee und den vorderen Kufen geleitet.
Der Gletscher ist unglaublich eindrucksvoll, wir machen 4 Fotostopps und
erfahren, daß das Eis unter unseren Füßen gut 1000 m dick ist, dann geht's
leider schon wieder zurück. Im Jöklasel gibt's noch eine Stärkung, dann
fahren wir wieder herunter. Auf halbem Weg zeigt uns der Fahrer noch
eine Schlucht, in der einige Szenen des Films "Batman begins" gedreht
wurden. Unten an der Ringstraße sehen wir noch einen Haufen LKW's,
die zu einer Filmtruppe gehören: Der amerikanische Schauspieler Ben
Stiller dreht gerade einen Film in dem Gebiet. Der Jökulsárlón war bereits
mehrere Male Kulisse für Kino- und Werbefilme, u. a. auch für 2 James
Bond Filme - der Faszination der Landschaft kann sich auch die Film-
industrie nicht entziehen. Schauen wir doch nach, ob der Wind am
Jökulsárlón nachgelassen hat - hat er, ich kann gleich die erste Bootsfahrt
mitmachen. Diese Amphibienfahrzeuge hat man von der Army, die diese
u. a. im Vietnamkrieg eingesetzt hat. Die halbstündige Fahrt wird zur
ausgiebigen Foto- und Videosession genutzt, die wechselnden Farben-
und Formenspiele sind einmalig. Der Gletscher, der die Lagune "betankt",
geht pro Jahr um rund 2-3 m zurück, aber nicht wg. globaler Erwärmung,
sondern weil das Salzwasser aus dem (Ab-)Fluß diesen anschmilzt. Für
einige Szenen aus einem James Bond Film musste die Lagune zugefroren
sein, was sie aufgrund des Salzgehaltes des Wassers normalerweise nicht
ist. Man hat dazu im Winter für 2 Wochen den Fluß geblockt, um dann
ein Autorennen auf dem dann zugefrorenen See filmen zu können. Danach
sehe ich mir noch einen weiteren Gletscher aus der Nähe an und fahre
weiter an der Küste entlang bis hinter Höfn, wo sich ein guter Ausblick
auf die Küstenlinie bietet - mehr brauche ich als Ausklang für diesen Tag
der Superlative nicht. Zurück im Gasthaus befestige ich den rechten
Schalldämpfer der BMW neu, der sich auf den Schotterpisten los-
gerappelt hat. Ein Hamburger und ein paar Biere später überlege ich mir,
was ich mit dem nächsten Tag Gescheites anstellen kann. Im Gegensatz
zu Vorgestern ist in dem Restaurant deutlich mehr los - wie die
anwesenden Damen in den High-Heels aber überhaupt laufen können,
ist mir ein Rätsel...Auf jeden Fall war das ein Tag, der mir sehr lange
in Erinnerung bleiben wird!

Man kleidet sich passend ein... ...bekommt eine Einweisung... ...und dann geht es los!
     
Der Gletscher lockt... ...die Piloten ins Freie Puerto Rico grüßt Island 
     
Man posiert für die Kamera Gefährliche Gletscherspalte,
wenn da eine dünne
Schneedecke drüber liegt...
Bizarre Eisberge in
der Jökulsárlón Lagune...
   
..zeigen sich in vielfachen
Formen und Farben
Bucht unweit von Höfn

Tag 23 (Höfn-Skaftafell-Nationalpark-Höfn, ca. 290 km):

Die Wettervorhersage für die nächsten Tage hat sich verschlechtert,
aber heute geht's noch. Ich entscheide mich, den Naturschutzpark
Skaftafell anzufahren, obwohl der gut 130 km entfernt liegt. Dort
angekommen findet sich ein großes Besucherzentrum, das zahlreiche
Aktivitäten anbietet, vom Wandern über Radfahren bis hin zum
Gletscherklettern - danach steht mir aber nicht der Sinn... Ich fahre
darum das nächste Gletschergebiet an, den Breiðamerkurjökull und
wandere ein paar Meter an der Gletscherzunge entlang. Prompt
"erwische" ich einen Touristen (Hallo, Jörg) beim Pies... :-) Er ist länger
unterwegs als ich und fotografiert auch sehr gerne, man kommt schnell
ins Gespräch. Nach einer guten Stunde Unterhaltung trennt man sich,
ich suche noch ein paar Fotomotive und fahre dann gemütlich zurück.
Trotzdem komme ich nicht drumherum, dem Jökulsárlón noch einmal
einen Besuch abzustatten, ich wende mich aber der Seeseite zu, wo
zahlreiche der aus der Lagune herausgetragenen Eisberge von den kräftigen
Wellen an den vulkanisch-schwarzen Strand gespült werden und binnen
kurzer Zeit von den Brechern zerlegt werden. Ich habe mich aber mit dem
Mopped etwas zu weit an den Strand herangewagt und habe verteufelt
Mühe, die BMW aus der feinen Vulkanasche herauszumanövrieren. Unter
Inanspruchnahme der ganzen Motorleistung, der leicht rauchenden
Kupplung und meinen bescheidenen Fahrkünsten gelingt es aber
schließlich. Kurz vor Höfn lockt noch einmal eine Gletscherzunge, der
Brúarjökull, der über eine Schotterpiste erreichbar ist. Allerdings liegt
eine kleine Furt im Weg - nachdem ich die Wassertiefe und den Unter-
grund sorgfältig erkundet habe, entschließe ich mich, es zu wagen.
Es klappt ganz gut, ich muß nur zusehen, die Balance und den Schwung
nicht zu verlieren. Der Gletscher verfügt auch über einen schönen
Gletschersee inkl. Eisbergen, aber auch hier fâllt auf, daß das Eis vom
letzten Vulkanausbruch fast schwarz ist, es scheint in den letzten beiden
Jahren wirklich sehr wenig Schnee gefallen zu sein. Zu früh für das
Abendbrot komme ich im Gasthaus an und haue mich noch eine Stunde
auf's Ohr. Bei BBQ Hamburger und Bier wird der Tagesbericht verfaßt,
morgen geht's weiter nach Osten, das Ende meines Island- Aufenthaltes
nähert sich mit großen Schritten, so langsam erfaßt mich ein leichter Blues...

Der Breiðamerkurjökull... ...wird auch gerne
zu Fuß erkundet
Am Ausgang des Jökulsárlón
findet so mancher Eisberg
sein Ende...
   
...so wie diese hier direkt auf dem Strand  Auch der Brúarjökull verzaubert 

Tag 24 (Höfn-Reyðarfjörður, ca. 240 km):

Die ersten 100 km von Höfn Richtung Reyðarfjörður sind grausig:
Der Wind bläst aus allen Richtungen gleichzeitig, der Regen peitscht und
diese Kombination wird ganz schön frisch, dummerweise gehen seit ein paar
Tagen auch die Heizgriffe der BMW nicht mehr, die könnte ich jetzt ganz
gut gebrauchen... Dann lassen Wind und Regen endlich nach, lassen sich
aber nicht endgültig vertreiben: An den Küstenabschnitten ist es sonnig und
angenehm, in den Fjorden schüttet es. Daher warte ich entweder, bis das
Regengebiet weitergezogen ist oder ändere die Route, soweit dies möglich ist,
einfach ab. Da ich Zeit genug habe, ist das kein Problem. Ich bin gar noch zu
früh für's Gasthaus und suche mir aus dem Navi noch einen Aussichtspunkt
heraus. Der will aber erkämpft werden: es geht über eine wüste Schotterpiste
bis auf 410 m, dann wieder bergab, sogar einen kleinen Fluß durchquere ich,
beim zweiten, kurz vor dem Ziel, kapituliere ich aber. Dessen Bett besteht
nämlich aus sehr grobem Schotter, die Gefahr, daß ich mich dabei hinlege
und samt Gepäck im Wasser lande, ist mir zu groß. Dennoch kann ich ein
paar Fotos schießen, bevor ich im Gasthaus ankomme. Ein kleiner Rund-
gang durch das Städchen bestätigt mir nur, daß Supermarkt und der einzige
Tankstellenladen seit etwa 5 Minuten geschlossen haben - macht weiter nix.
Die "kleine" Pizza im Restaurant des Gästehauses entpuppt sich als King-
Size-Format - die örtlichen Fischer scheinen einen gesunden Appetit zu
haben... Nur gut, daß ich keine große Pizza bestellt habe, jedenfalls brauche
ich definitiv kein Dessert mehr, wie ursprünglich angedacht. Mit dem Wetter
habe ich scheinbar sogar noch Glück gehabt heute: von meinem Fensterplatz
im Gasthaus aus läßt sich gut erkennen, das draußen ein echter Regensturm tobt.

Unbekannte Insel Blick auf Reyðarfjörður
Ausgang der Bucht bei Reyðarfjörður Einzigartiger Anblick in Island...
 

▲ Zurück zum Seitenanfang

◄ vorherige Seite

nächste Seite ►

horizontal rule

TIPP:
- Die teils weiten Ausblicke auf den Horizont ermöglichen es
   in Grenzen, dem Wetter auszuweichen oder abzuwarten - wenn's
   nicht allzusehr schüttet...
- Snowmobilfahren auf Europas größtem Gletscher macht einen Höllenspaß,
   ist aber nicht gerade ein Schnäppchen - ich habe 154 Euro für insgesamt
   3 Stunden inkl. 1 Stunde Snowmobil gelöhnt - trotzdem - ein einmaliges
   Erlebnis!
- Der Süden ist reich an "großen" Attraktionen, dadurch auch dichter
   von Touristen bevölkert, der Norden ist einsamer und mehr für den
   "stillen Genießer"

Letztes Update: 29.09.2012