^{Tag 12 (North Uist-Lewis-Harris), ca. 230 km:}

Irgendjemand auf dem Campingplatz weiß nicht, was eine Toilettenbürste
ist und wie man sie benutzt… Früh geht ein Camper mit einer Riesentasche
und einer ebensolchen Luftpumpe runter zum Loch, was hat er da drin?
Ein aufblasbares Surfbrett! Da ich recht viel Zeit bis zur Fähre habe, nehme
ich sie mir auch: Datensicherung, dann zerlege ich den Helm, um ihn und
das Visier zu reinigen - das war ein Fehler: ich brauche eine gute Viertel-
stunde, bis ich das Visier wieder am Helm befestigt habe… Dann räume
ich das Pod aus und kehre einmal durch - ready to go. Ich tanke, suche
mir noch 1-2 schöne Streckchen aus und genieße - bis mir irgendein
verdammtes Viech ins offene Visier fliegt und mich in die Schläfe sticht
- AUA! Am Fährhafen angekommen mache ich mich auf dem Boden
etwas lang. Die Fähre braucht eine gute Stunde, um die nächste Insel
zu erreichen, ich biege gleich ab und fahre die "Golden Road" - eine
herrlich schmale, gewundene Straße durch eine Heidelandschaft, ge-
säumt von Felsbrocken und entlang der Küste, wunderschön zu fahren,
wenn da nicht 2 Dinge wären: die unzähligen Migdets und der Nieselregen,
der immer wieder zuschlägt. 2 Wanderer tragen gar Kopfnetze als Schutz
gegen die Mücken… Ich komme kaum vorwärts, da ich nicht über den
2. Gang hinauskomme und unzählige Fotos machen muß, daher kürze ich
ab Tarbert die Route ab, sonst wird‘s zu spät. Die 60 km bis nach Storno-
way sind zweispurig, ich kann teils sogar über 100 fahren, das hatte ich
schon eine Weile nicht mehr! Der Besitzer meines B&B begrüßt mich
direkt an der Tür, erklärt mir alles und hat auch Vorschläge für Restaurants
(ja, hier gibt es mehrere). Zum Abendbrot gibt es mexikanische Tacos mit
gegrillten Pfefferschoten (!), dazu Reis und zum Nachtisch ein kleines Stück
Käse- / Zitronenkuchen, eine wilde Mischung. Jetzt muß ich nur noch einen
Pub finden. Der "beste" Pub laut Bedienung des Restaurants wird angesteuert.
Ich muß wieder einmal feststellen, das es schwieriger ist, in Kontakt zu
kommen, wenn keine Gesellschaftsspiele wie Darts oder Billard vorhanden
sind, aber irgendwann klappt es: ein Pärchen aus London, ein Einheimischer
und ein Neuseeländer laden mich ein, mit am Tisch zu sitzen, man trinkt,
man unterhält sich, erneut bekomme ich eine "Bomb" spendiert. Die Freundin
des Londoners trinkt ein Pint Guinness in weniger als 30 Sekunden - nicht
zu fassen! Leider wirft man uns um 23:00 raus - Polizeistunde.

^{Tag 13 (Harris-Lewis Rundtour), ca. 170 km:}

Am Morgen ist mein rechtes Auge leicht zugeschwollen, eine Luftblase ist
darunter, die zusammenfällt, als ich drauf drücke. Die Frau meines Gastgebers
ist Ärztin und guckt sich‘s an: ich soll ein Auge drauf halten… Ich laufe das
kleine Stadtzentrum an, das sich für mich nach Barra und Uist wie New
York anfühlt… Es gibt Geschäfte jeglicher Couleur, ich finde ein nettes T-Shirt,
aber leider keine Musik. Natürlich gibt‘s ein paar Läden, die Harris Tweed
anbieten, ist aber nicht gerade günstig, ich denke nochmal drüber nach. Da
der Tag gestern ziemlich anstrengend war, mache ich mich danach im B&B
eine Stunde lang. Dann starte ich dennoch eine der beiden geplanten Touren,
es gibt eine Menge zu sehen, wenngleich das Wetter teils wieder so schlecht
ist, das ich die Regensachen anziehen muss. Aber gegen Spätnachmittag wird‘s
erheblich besser, zumindest im Norden. Ich suche eine Weile herum, bis ich
eine schöne, zugängliche und geeignete Stelle finde, dann lasse ich die Drohne
aufsteigen - das sollte brauchbares Material liefern! Anschließend gehe ich in
die Stadt und suche mir ein anderes Restaurant aus, es gibt ein "Stacked steak",
dazu ein Black Pudding (Art gepresster Blutwurst) und mit Käse überbackene
Fritten - nicht übel. Im Pub suche ich vergebens nach "meinem" Neuseeländer
von gestern, ich tröste mich mit 2 Bier und 3 Whisky. 

^{Tag 14 (Harris-Lewis Rundtour), ca. 205 km}

Ein sehr schöner, sehr sonniger und sehr anstrengender Tag! Ich fahre heute
 die "große" Runde, fast jede Sehenswürdigkeit muß erlaufen werden, aber
es lohnt sich: ich fahre den Leuchtturm "Trumpan Head Lighthouse" an, wo
viele Einheimische mit Spektiven nach Walen und Delphinen Ausschau halten
- ich habe leider kein Glück… Ein wunderschöner kleiner Steilküstenabschnitt
mit Strandlagune ist eine Einladung für meine Drohne, es folgen u. a. noch eine
alte Mühle, eine weitere Steilküste, der "Butt of Lewis" und die Callanish Standing
Stones, die ich mindestens so eindrucksvoll wie Stonehenge finde. Für den Rück-
weg fahre ich die alte Single Track Road statt der 2-spurigen "Rennbahn". Noch
einmal setze ich die Drohne in Betrieb, während ich mich mit 2 deutschen
Radfahrern unterhalte. Den Drohnenflug über ein kleines Loch bezahle ich
allerdings mit einem massiven Überfall von Midgets, die in Scharen mein
Blut haben wollen. Im B&B werden diverse Akkus geladen, dann gehe ich
in die Stadt, Abendessen lasse ich heute aber ausfallen, das üppige "Cooked
Breakfast" fordert seinen Tribut. Eine Tüte Erdnüsse und ein Guinness
aus dem Pub erfüllen heute den gleichen Zweck. Als ich nach draußen
wechsele, läuft mir die Bedienung allerdings nach und tauscht meine Gläser
gegen Plastikbecher aus - das sei so üblich… Im Pub ist gut Stimmung, mit
"Open Mike" Abend (jeder darf sich versuchen…), es ist voll. Nach einem
Toiletten- und Rauchergang liegt meine Nikon nicht mehr auf dem Tresen
- das Personal hat erkannt, das ich nicht mehr ganz Herr meiner Sinne bin
und hat die Kamera in Sicherheit gebracht - kurz ist mein Herz stehen
geblieben… Nach Hause wanken, Zähne putzen und ab ins Bett.