Royal Enfield Model G Restauration

28.09.2010 - Die Anfrage bei Cornucopia verläuft positiv - für 65 Euro bekomme
ich eine gute linke und eine verbogene rechte Fußraste - das ist akzeptabel. Mit dem
Neuverchromen des Lenkers sieht es dagegen nicht gut aus, ein kurzer Check zeigt,
dass das Teil verzogen ist und einige, zum Auspolieren zu tiefe Kratzer aufweist.
Bestellen wir also noch einmal einen Lenker bei Hitchcocks, mit der dringenden
Ermahnung, diesen auf die korrekte Passform zu prüfen...

01.10.2010 - Die bestellten Teile sind schon da - der Lenker passt diesmal,
der wird flugs innen mit Hohlraumversiegelung behandelt. Die vorderen Fußrasten
sehen allerdings bemitleidenswert aus, mal sehen, was sich damit noch machen lässt.

Der Zahn der Zeit... ...und einige Fahrfehler der
Vorbesitzer haben an den
Rasten deutliche Spuren hinterlassen.

02.10.2010 - Der Lenker mitsamt Griffen und Handhebeln wird montiert, darum
können die ersten Züge montiert werden. Der vordere Bremszug ziert sich ein wenig,
die Lötnippel und die Züge selbst sind offenbar etwas dicker als die Originalteile,
die Nippel kann ich mit ein wenig Schleifen passend machen. Vorerst hänge ich
Bremszug, Zündverstellung und Kupplungszug nur provisorisch ein, da ich die
Züge selbst noch schmieren will vor der endgültigen Montage. Der vor einiger
Zeit bereits erworbene Lenkerendspiegel in Nierenform nimmt ebenfalls vorläufig
seinen Platz ein. Da ich mich gesundheitlich nicht so gut fühle, beende ich die
Arbeiten für Heute.

05.10.2010 - Die Fußrasten müssen zuerst gerichtet werden, dazu werden sie mit
der Lötlampe erwärmt, im Schraubsock eingespannt und geradegebogen. Die
Knicke dagegen müssen mittels Hammer und Amboss glattgebügelt werden.
An der linken Raste fehlt zudem ein Stück des balligen Endstücks, das den
Rastengummi am Herunterrutschen hindern soll. Also wird das Schweißgerät
angeworfen und mit ordentlich Power einige Punkte auf die Raste aufgetragen.
Mittels Flex und Schleifscheibe sind die Punkte schnell in Form gebracht.

06.10.2010 - Abends baue ich in aller Eile die Strahlkabine auf und strahle
den Rost von den Rasten ab. Ein zweimaliger Auftrag von Chassislack
schließt die Aktion ab. Als letzte Tat des Tages wird die linke Distanzbuchse
der Fußraste 2mm dünner geschliffen, da sie zu stramm in der Öffnung
des Primärdeckels saß.

10.10.2010 - Was mich bei der Arbeit immer wieder mächtig nervt, das sind
die "unvorhersehbaren" Zwischenfälle - heute erlebe ich wieder ein Paradebeispiel
dafür... Vorgenommen hatte ich mir Folgendes: Aushängen der bereits montierten
Züge und Schmieren mittels Bowdenzugöler, Einbau des Vergasers nebst Montage
der beiden Züge, Festziehen der Primärritzels und Verschließen des Primärdeckels,
Spannen der Sekundärkette, Montage der vorderen Fußrasten. Was habe ich
tatsächlich geschafft? Einbau des Vergasers, Schmieren der Züge und Festziehen
des Primärritzels... Wie kommt denn das? Habe ich getrödelt? Ein Schwätzchen
mit einem Bekannten gehalten? Statt 6 nur 2 Stunden gearbeitet? NEIN! Der
Teufel in Gestalt des Unvorhersehbaren hat wieder einmal zugeschlagen! Und das
geht so: Die Mutter des Primärritzels wird demontiert, ein paar Tropfen Loctite
und wieder montieren - Fertig. Dann hänge ich die vor ein paar Tagen montierten
Züge von Kupplung, vorderer Bremse und Zündverstellung wieder aus, befülle
den Bowdenzugöler mit ATF (verharzt nicht) und schreite zur Tat - leider sind die
Zugnippel so dick, das sie nicht ins Gehäuse des Ölers passen. Mittels Isolierband
forme ich einen kleinen Trichter rund um die Zugenden und befülle mit Hilfe der
Schwerkraft statt mit Druck, was pro Zug etwa eine Viertelstunde dauert, bis das
Öl am anderen Ende des Zuges wieder heraustropft. Der Vergaser soll nach nur
7 (!!!) Jahren wieder seinen Platz am Zylinderkopf einnehmen, aber er denkt
nicht dran - die Schwimmerkammer klemmt sich zwischen Rahmen und Halte-
klemme der Lichtmaschine fest... Komisch, alles sitzt perfekt: Der Motor passt
exakt in den Rahmen, die Lichtmaschine sitzt genau da, wo sie hingehört und
trotzdem habe ich zu wenig Platz. Nach einigem Herumprobieren, Sichten
von Ersatzteilkatalog, Werkstatthandbuch sowie einiger Fotos komme ich zum
Schluß, dass Alles stimmt, aber der Vergaser trotzdem nicht passt. Da bleibt nur
eines: Ich muss die Halterung, die Lichtmaschine und Zündmagnet zusammenhält,
umdrehen und mit der Halteschraube nach unten montieren, dann könnte es passen,
was allerdings im Falle einer Reparatur zu reichlich Gefluche führen wird, da nach
oben hin im Normalfall sehr viel mehr Platz für einen Schraubenschlüssel ist als
nach unten hin. So brauche ich auch geschlagene 1,5 Stunden, bis der Bolzen
umgedreht ist und der Vergaser festgeschraubt werden kann, oder sagen wir
besser könnte... Mir fehlen 2 Stück 5/16" Stopmuttern, die den Vergaser am
Zylinderkopf befestigen. Natürlich habe ich welche in meinem Fundus, aber die
sind zu dick und müssen nachgearbeitet werden. Zurück im Bastelkeller werfe
ich folgerichtig die Drehbank an und kürze die Muttern um 3 Millimeter. Jetzt
sitzt der Vergaser, wenden wir uns dem Primärdeckel zu. Um das Primärritzel
befestigen zu können, musste erst der äußere Primärdeckel ab - das ging aber nur,
wenn ich vorher das Bremspedal wieder abmontierte. Dabei fiel mir auf, dass
die Rückholfeder des Bremspedals zu groß war, beim Betätigen des Pedals
rutschte sie soweit nach hinten, dass sie am Primärdeckel anlag. Dackeln wir
wieder in den Bastelkeller, in dem ich in einem Konvolut Gummiteilen fündig
werde: ein kleines und ein großes Stück Gummi werden die Feder zukünftig
im Zaum halten. Aber wie wird der Primärdeckel eigentlich befestigt? Und
wie soll ich dieses Meisterwerk britischer Ingenieurskunst eigentlich öldicht
bekommen? Darüber habe ich mir noch gar keine großen Gedanken gemacht,
was ich auf dem Nachhauseweg dann nachholen kann - der Tag ist vorüber...


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Letztes Update: 11.10.2010