Royal Enfield Model G Restauration

26.06.2010 - Fast alle Elektrik- und Hilfsteile sind da, dennoch komme ich nicht
zum Arbeiten: Schuld ist (schon wieder) die Fußball-WM, aber auch eine
Schulung mit anschließender Prüfung in der Firma, auf die ich mich vorbereiten
muss. Was ich mir noch bei BMW besorgen muss, ist eine Bordsteckdose.
Wo ich die allerdings möglichst unauffällig unterbringen kann, wird sich hoffentlich
noch finden.

14.07.2010 - Die Bordsteckdose wird bei BMW bestellt - für happige 40 Euro...
(von einer F650). Zum Basteln komme ich trotzdem vorerst nicht: Die Fußball- WM
ist zwar vorüber, dafür macht sich eine Hitzewelle nach der Anderen über meine
Blechdachgarage her, knapp 45° machen das Arbeiten in der Keksdose praktisch
unmöglich. Ich hätte zwar mittlerweile den Schaltplan weiterzeichnen können, aber
dafür bin ich momentan einfach zu faul...

26.07.2010 - Die Temperaturen lassen nach, ich traue mich wieder in die Garage,
obwohl es mit meiner Motivation nicht gerade zum Besten steht. Ich nehme mir die
Teile eines alten Getriebes und die Überreste einer Kupplung zum Vergleich mit,
leider muss ich das Getriebe doch komplett ausbauen, da eine der Deckelschrauben
von hinten eingesetzt wird. Komisch, das Zerrupfen geht meistens schnell...
Dennoch muss ich rasch kapitulieren: Nachdem ich das Getriebe ausgebaut und
in den Schraubstock eingespannt habe, bekomme ich eine der Schrauben nicht
aus dem Gehäuse, da beim Festziehen bei einer der Schlitzschrauben der Kopf
so stark gelitten hat, dass selbst mit dem Schlagschrauber kein Pack-An mehr
möglich ist. Traurigerweise hat der einzige noch offene Baumarkt keinen kleinen
Kreuzmeißel im Regal - den muss ich mir morgen anderswo besorgen.

01.08.2010 - Das Wetter lädt nicht zum Motorradfahren ein, aber zum Basteln
reicht es. Zuerst muss die vernudelte Schraube entfernt werden, was dank
passendem Meißel in wenigen Minuten erledigt ist. Nachdem der Deckel
abgenommen ist, wird das innere Gehäuse geöffnet. Haupt- und Nebenwelle
werden vermessen und mit Altteilen verglichen - keine Auffälligkeiten. Das
Gehäuse nebst Lager weist auch keine Probleme auf, aber als ich das
Sekundärritzel auf den Lagerring setzen will, rutscht es nicht nach unten.
Als Übeltäter erweist sich der Filzring, der das Getriebe abdichten soll und
dazu in einer Nut zwischen Lager und Gehäuse steckt - dieser ist dermaßen
zusammengedrückt, das er sich zwischen Ritzel und Lager presst und
damit einen einwandfreien Sitz des Ritzels verhindert. Da ich geschlossene
Lager verbaut habe, kann ich auf den Filzring auch ganz verzichten - raus mit
den Ding! Das Rauspopeln aus dem Sitz erweist sich als zeitraubend, ich
brauche fast eine Stunde, bis ich ihn schließlich mit der Zange packen und
rausziehen kann. Die Dichtflächen der abgebauten Teile werden sorgsam
gereinigt und mit frischer Dichtmasse wieder zusammengesetzt. Die defekte
Schlitzschraube wird durch ein brauchbares Exemplar aus meinem Fundus
ersetzt (wenn ich passende Schrauben aus Edelstahl finden kann, werde ich
komplett austauschen). Das Getriebe wandert wieder an seinen Platz im
Rahmen, lediglich der untere Bolzen durch Getriebe, Halteplatten und Rahmen
will mal wieder nicht - Freund Dieter darf in den nächsten Tagen nochmal
aushelfen kommen...

Der Filzring war schuld
am nochmaligen Ausbau

06.08.2010 - Das Getriebe sitzt wieder im Rahmen, die Bolzen werden fest-
gezogen, die beiden Muttern der vorderen Motoraufhängung drehe ich ein
wenig ab, da sie zu dick sind. Bevor ich den Kickstarter montieren kann, muss
erst die abgesprungene Feder wieder vorgespannt und arretiert werden - zum
Glück finde ich im Bastelkeller das Hilfsmittel wieder, das ich mir für die
Instandsetzung des Getriebes gefertigt hatte. Aber nachdem unzählige Versuche
fehlgeschlagen und ebenso viele Flüche über meine Lippen gekommen sind,
komme ich zum Schluss, dass es nur mit einem richtigen Spezialwerkzeug
glücken wird. Im Bastelkeller such ich mir ein ausreichend großes Stück
Aluminium, das auf das passende Maß abgedreht wird. Deses wird angebohrt
und mit einem Innendrehmeißel auf das den richtigen Innendurchmesser
gebracht, dann ist schon wieder Feierabend.

08.08.2010 - Weiter geht's mit dem Spezialwerkzeug - eine kleine Fase am
Rand soll für die nötige Führung sorgen, 2 Edelstahlschrauben werden
ihrer Köpfe beraubt und bis zur Hälfte rundgedreht, in das Werkzeug schneide
ich passende Gewinde und drehe die Stiftschrauben ein. Hinten sorgt eine
10 mm Schraube für das passende Handling. Ein Aluring, der passend
abgedreht und aufgeschrumpft wird, verstärkt das Werkzeug an der dünnsten
Stelle. Nachdem ich einige Stunden für die Fertigung des Teils benötigt habe
und einigermaßen stolz auf meine Werk bin, ist die Enttäuschung umso größer,
als es mir auch damit nicht gelingt, die Feder vorzuspannen und an der Kick-
starterachse zu arretieren - Mist! Entmutigt baue ich den Getriebedeckel
wieder ab und sehe mit das Innenleben genauer an. Als Übeltäter entpuppt
sich die Feder selbst, die durch das Herumgewürge verbogen ist. Nachdem
ich sie im Schraubstock gerichtet habe, lässt sie sich endlich befestigen.
Mein lieber Schwan, das war ein hartes Stück Arbeit für ein Wochenende,
eigentlich sollten mittlerweile sowohl der Primärdeckel als auch die Kupplung
montiert sein, aber ich gebe mich ja auch schon mit kleinen Fortschritten
zufrieden...

Das schöne, aber leider
nutzlose Spezialwerkzeug.
Endlich sitzen Feder, Deckel
und Kickstarter wieder.

25.09.2010 - Endlich, endlich hab ich mal wieder Zeit, mich weiter um
das Mopped zu kümmern - beruflicher und privater Stress haben gut
6 Wochen Pause bedingt. Na schön, wo war ich eigentlich stehengeblieben?
Ach ja, der Primärantrieb... Nachdem das Getriebe wieder ordnungsgemäß
an seinem Platz sitzt, probiere ich den inneren Primärdeckel anzusetzen,
vorher müssen aber noch die 3 kleinen Schrauben, die den Flansch des
Simmerrings vorne halten, etwas gekürzt werden, sonst schleift das Primär-
ritzel daran. Das Aufsetzen des Primärtritzels kostet Nerven, da der Keil
immer wieder aus der Kurbelwelle rutscht, aber irgendwann klappt's. Als
Nächstes wird die Sekundärkette lose aufgelegt, dann folgt die Montage
der Kupplungseinzelteile. Die Primärkette verbindet Primärritzel und Kupplung,
gespannt wird die Kette dadurch, dass das Getriebe nach hinten gezogen
wird. Die zentrale Haltemutter der Kupplung fehlt offenbar, aber dank
des Enfield Baukastenprinzip passt die Mutter meines Interceptor- Getriebes,
das im Bastelkeller auf seine Überholung wartet. Sämtliche Haltemuttern
setze ich übrigens vorsichtshalber mit flüssiger Schraubensicherung ein,
bei einem englischen Schütteleisen kann man nicht vorsichtig genug sein...
Probeweise wird der äußere Primärdeckel aufgesetzt, aber die Fußrasten,
die diesen auch mit befestigen, kann ich vorerst nicht finden. Die Gegenseite
des Kupplungsausrückmechanismus bedarf offenbar noch eines Teiles, aber
wie sieht das aus? Im Teilekatalog suche ich danach, aber nicht bei der
Kupplung, sondern beim Getriebe werde ich fündig - Aha! In meinem
Teilefundus finde ich das gute Stück sogar, damit ist auch der Fall gelöst.
Ich weiß nicht, ob's eine gute Idee wäre, den Primärdeckel gleich
mitsamt Gummidichtung und reichlich Dichtkleister zu verschließen oder
besser den ersten Testlauf abzuwarten - vermutlich eher Letzteres.
Aber erst muss ich die Fußrasten wiederfinden...

26.09.2010 - Nach langem Suchen und Auswerten der beim Kauf der
Maschine gemachten Fotos komme ich zu dem Schluss, dass ich nie
vordere Fußrasten hatte - mein Gedächtnis läßt anscheinend deutlich
nach... Komisch, dass mir das Fehlen der Teile bisher nie aufgefallen ist.
Mal sehen, wo ich die Dinger auftreiben kann, bei Hitchcocks jedenfalls
sind die Teile momentan nicht zu bekommen, trotzdem setze ich eine
E-Mail an ihn ab - vielleicht hat er ja was Gebrauchtes. Na schön, bauen
wir halt als Nächstes das Bremspedal ein. Dieses wird von einer rund
gewickelten Feder in seine Ausgangsstellung zurückgedrückt, die
Enden der Feder stützen sich jeweils am Rahmen und am Pedal ab.
Da das blanke Metall sehr schnell den Lack ankratzen würde, schiebe
ich zwei kurze Stücke Schrumpfschlauch darüber und schrumpfe ihn
mit dem Heißluftfön fest. Der Anschlag nach oben wird mittels einer
Stellschraube bewerkstelligt. Wenden wir uns dem Lenker zu, den hatte
ich bereits 2005 erworben und bei Ankunft festgestellt, dass die Kröpfung
etwas anders als beim Originallenker ist. Jetzt muss ich aber einsehen,
dass nach Probemontage und Testsitzen die Lenkerenden absurd weit
nach oben ragen - das geht gar nicht. Darum darf der Verchromer sich
in den nächsten Tagen wieder einmal über Arbeit freuen...

27.09.2010 - Bei Hitchcocks bekomme ich laut E-Mail auch nix Gebrauchtes
an Fußrasten, aber die linken Rasten der indischen Bullet sollen passen,
wenn auch einen Inch kürzer als die Originalteile und etwas anders gebogen.
Aber bevor ich die bestelle, frage ich per Fax bei Cornucopia an, Mr. Long
hat auch schon mal rare Stücke, wie ich bereits 2003 feststellen konnte.

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Letztes Update: 27.09.2010