Royal Enfield Model G Restauration

16.10.2010 - Im Baumarkt habe ich mir eine große Kartusche Silikon besorgt,
die den Primärdeckel abdichten soll. Aber zuerst muss ich mir darüber klar
werden, wie die Fußrasten mitsamt den Distanzbuchsen den Deckel zusammen-
halten sollen. Die Distanzbuchsen habe ich vor einer ganzen Weile bereits parat
liegen, die linke Buchse muss ich noch zweimal anpassen, bevor der nötige Druck
auf den beiden Hälften anliegt. Um den Druck gleichmäßig auf die Deckelmitte
zu verteilen, mache ich mir eine Karosserieunterlagscheibe zurecht. Dann geht's los:
Die beiden Hälften des Primärdeckels werden satt eingekleistert, ebenso die
Gummidichtung. Dann werden die Distanzbuchsen, die Unterlagscheibe sowie die
Fußrasten im richtigen Winkel montiert - es klappt - die Rasten sind fest und der
Deckel sitzt. Weiter geht's: Mit Hilfe des Minischleifers und einer Trennscheibe
wird die Kette gekürzt und mittels Kettenschloss geschlossen. Dann kommt ein
Puzzlespiel an die Reihe: Hintere Fußrasten, zwei Montageplatten und der Seiten-
ständer warten auf ihren Einsatz. Aber wie zum Teufel wird das montiert? Meine
Fotosammlung hilft mir nicht weiter, da an den meisten Fahrzeugen besagte Teile
schlichtweg fehlen, darum ist Nachdenken und Ausprobieren angesagt. Rechts
sitzt nur die Fußraste, schnell verstehe ich das Prinzip und montiere das Teil. Die
Fußraste selbst wird mit zwei Kunststoffscheiben montiert, damit sie nicht zu locker
sitzt. Links wird es kniffliger... Nachdem ich das merkwürdige Halteteil mehrmals
gedreht, am Rahmen angehalten und nachgegrübelt habe, fällt der Groschen.
Fußraste und Seitenständer wandern an ihren Platz. Am hinteren Ende des Seiten-
ständers hält eine Halteklammer diesen davon ab, während der Fahrt herunter zu
fallen, dafür brauche ich noch eine kleine Distanzbuchse, die an der Drehbank
rasch hergestellt wird. Mit der Montage der Klammer beschließe ich den Tag.

17.10.2010 - Da die Original- Kettenspanner wenig überzeugend ausfallen, will
ich mir selbst welche anfertigen - ein Unterfangen, das etwas Zeit im Bastelkeller
erfordert. Mal sehen: Die Hinterradachse will gegen den Zug der Kette nach vorne
abgestützt werden, dazu mache ich mir aus einem VA Rundstab zwei Gewinde-
stücke. Auf deren Ende wird eine abgedrehte (und damit offene) Hutmutter aufgesetzt,
verschweißt und verschliffen. Dieser Teil wird nachher durch den Rahmen (und dessen
leicht ruiniertes Gewinde) gesteckt, darum muss auf die andere Seite auch noch ein
Gewindeteil. Da der Rahmen an dieser Stelle der Achsaufnahme ein "U" bildet, muss
dieses Gewindeteil ebenfalls ein "U" aufweisen. Aus einem VA Rundstab wird ein
der Rahmenbreite entsprechendes Teil abgesägt, auf Maß gedreht und einmal quer
durchgeschnitten. In die beiden Hälften wird ein Loch gebohrt und 1/4" BSCycle
Gewinde geschnitten - sieht gut aus. Zurück in die Garage! Die Kettenspanner
passen ganz gut, lediglich rechts ist die Schraube etwas lang geraten und schrappt
knapp an der Werkzeugbox vorbei. Endlich kann ich die Hinterachse festziehen
und das Mopped damit endgültig rollfähig machen. Beim Drehen des nun fest
montierten Hinterrades schleift irgendwo was, wo vorher nichts zu hören war.
Mit Hilfe von Handlampe und eines Zahnarztspiegels finde ich heraus, dass sich der
Primärdeckel beim Festziehen der Fußrasten soweit nach Innen gebogen hat, dass
die Kette schleift - mit einem brutalen Ruck des Montiereisens schaffe ich wieder
genug Platz... Als letzte Tat wird die Tachowelle gefettet und montiert - So, das
reicht für's Wochenende.


Frontansicht mit Lenker und Hebeln Die Armaturen sehen gut aus
Detail des Zündverstellhebels Der Primärdeckel ist drauf,
aber ob es dicht wird?
Bolzengewirr an der linken Radnabe... ...und rechts ebenso
Der "Spike Stand" - nützlich bei schlechtem Untergrund

23.10.2010 - Abends habe ich etwas Zeit, der Schaltplan soll endlich weiter
gezeichnet werden. Bisher war an Komponenten lediglich die Batterie, das
Amperemeter sowie das (nachträglich hinzugefügte) Zündschloß auf dem
Zeichenblatt. Jetzt folgt die Beleuchtung und das Hauptrelais nebst Verkabelung.

24.10.2010 - Es fehlen noch 3 Züge, die montiert werden sollen: Der Dekom-
pressionszug, der Gaszug und der Chokezug. Fangen wir mit dem Dekozug an.
Irgendwie ist der zu lang geraten - der Zugversteller unten am Zylinderfuß reicht
nicht aus, um den Zug auf Spannung zu bringen. Wenn ich mir einen neuen Zug
in England bestelle, wird der vermutlich auch nicht besser sein, also was nun?
Ein Zugversteller muss her, der oben am Hebel sitzt. Stöbern wir also durch den
Bastelkeller, und tatsächlich, da findet sich ein passendesTeil. Dazu muss ich den
Hebel allerdings aufbohren und ein M8 Gewinde als Aufnahme für den Zugver-
steller schneiden - gar nicht so einfach, wenn da ich den neuen Chrom nicht
beschädigen will... Aber es klappt auf Anhieb, der Zugversteller passt. Zurück
in der Garage montiere ich den Dekohebel und hänge den Zug ein - Perfekt!
Beim Ziehen des Hebels rührt sich am Ventilausheber aber nichts, nanu, was
ist das? Bei der Kontrolle des Zuges sehe ich, dass ich die ganze Zeit den Gaszug
in den Fingern hatte, der Dekozug liegt versteckt unter dem Motorblock - Arrrggh!
Natürlich ist der Dekozug kürzer als der Gaszug und hätte gepasst, aber leider ist
der Dekohebel nun ruiniert... Na schön ,große Lust habe ich eh' nicht mehr,
machen wir Feierabend in der Garage. Flugs wird ein neuer Hebel geordert
und weiter am Schaltplan gezeichnet.

29.10.2010 - In den letzten Tagen habe ich den Schaltplan fertig gezeichnet,
dazu bei Conrad noch ein paar Kabel in verschiedenen Farben bestellt (die
Überbleibsel von der letzten Restauration reichen nicht), weiterhin fehlt mir
noch ein 6V Relais. Als nettes Detail ersteigere ich bei eBay eine Metall-
plakette für den Sattel mit dem Schriftzug "Lycett". Dieser Schriftzug soll
den (vermutlich in Indien hergestellten) Sattel veredeln.

31.10.2010 - Ein, leider speziell in letzter Zeit, typischer Tag: Die restlichen
Elektrikkomponenten wandern in die Garage - die hatte ich neben dem PC
liegen, um den Schaltplan fertig zu stellen. So, womit fangen wir an? Nehmen
wir uns etwas Einfaches für den Anfang: Der Luftfilter. Er wird an zwei Rahmen-
auslegern mittels Metallwinkeln befestigt. Die beiden Winkel, den Luftfilter sowie
den Gummibalg hab eich bereits seit langem auf dem Lager liegen. Tscha, nur
passen will schon wieder nichts - die beiden Winkel sind satte 5 cm (!) zu
kurz und der Gummibalg ist erstens einen guten Zentimeter zu kurz und am
Vergaser deutlich zu groß... Ab mit dem Krempel in den Bastelkeller. Aus
einem Stück 3mm starkem Edelstahlblech werden zwei passende Streifen
geschnitten, abgekantet und mittels Bohrer und Feile mit Langlöchern versehen.
Die Teile werden geschliffen und abgerundet und abschließend schwarz
lackiert - das war's für Heute. Die Qualität und Passform so mancher Teile
lässt eindeutig zu wünschen übrig, so geht viel Zeit dafür drauf, Teile passend
zu machen oder gar gleich neu zu bauen. Wie oft habe ich schon in England
teuer gekaufte Brocken aus der Verpackung gewickelt und mit einem Seufzer
als Muster für ein noch zu erstellendes Bauteil verwendet, statt es einzubauen.
Eine merkwürdige Situation: Einerseits bin ich zwar froh, einen aktiven Händler
zu haben, der sich bemüht und auch Teile nachfertigen lässt, andererseits sollte
er die Qualität dieser Nachbauten besser nachprüfen (was ich ihm auch schon
persönlich gesagt habe). Als echter Zyniker muss ich festhalten, das es wohl
das Beste für's Mopped gewesen wäre, ich hätte meine Garage direkt neben
Hitchcocks aufgestellt, alle Teile direkt vor Ort bemängelt und gleich eine
Nachfertigung in Gang gesetzt... :-)

07.11.2010 - Das Wetter ist furchtbar, kalt und regnerisch - bestes Bastelwetter
demnach - ab in die Garage. Der neu gekaufte Dekompressionshebel wird am
Lenker montiert und der (richtige) Zug eingehängt, es folgen Gas- und Chokezug.
Die Gummigriffe rutschen durch, die werde ich mit Sekundenkleber fixieren,
alleridings erst, wenn am Lenker keine weiteren Arbeiten mehr anstehen.
Kommen wir zum Luftfilter... Beim Ansetzen desselben mitsamt den neu
anfertigten Winkelstücken fällt als Erstes auf, das die Bohrungen im Gehäuse des
Luftfilters glatt 2cm zu weit innen sitzen - der Luftfilterkasten sitzt schief.
Wieder ausbauen, zwei neue Löcher bohren, die alten Löcher dürfen drin bleiben,
die sitzen nachher gut versteckt. Bei der erneuten Montage muss ich aber feststellen,
dass im frisch lackierten Sprühdosenlack mittlerweile so viele Schrammen drin sind,
das eine Neulackierung notwendig wird - Grrrr... Zurück im Bastelkeller versuche
ich den Schaden mit Anschleifen und neuem Klarlack zu beheben, was total daneben
geht: Alter und neuer Lack (obwohl aus der gleichen Dose) vertragen sich nicht und
kräuseln den Lack bis zur Unkenntlichkeit - Verdammt, es reicht! Am Montag
bringe ich das Teil zum Lackierer!

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Letztes Update: 14.11.2010