Honda SL350 K1

21.07.2022 - Ich nehme mir nochmal den Ständer vor und verschönere meine
Schweißnaht am Hauptrohr noch etwas, dann ist die Sitzbank dran. Der ziehe
ich als Erstes das Fell über die Ohren und sehe mir dann das Blech an:
Ziemlich verbogen, ein paar Risse, aber im Großen und Ganzen noch stabil -
da habe ich schon Schlechteres in den Fingern gehabt... Ich setze die Bank
auf den Rahmen und prüfe, wie sie sitzt: Die Auflagegummis vorne und hinten
schweben jeweils mit gut 2 Zentimetern Abstand zum Rahmen in der Luft,
das Sitzbankschloß ist gut 1,5 cm von seinem Schnapper entfernt. Mit einem
Holzklotz als Unterlage in der Mitte biege ich zuerst den Knick wieder gerade,
dann muß ich das Sitzbankheck quasi verdrehen, damit links und rechts
die Abstände wieder stimmen. Nach einer guten halben Stunde Biegerei
bin ich soweit zufrieden. Ich entscheide mich, an der Bank nur die Risse zu
flicken und in der Mitte eine Verstärkung anzubringen, dazu kommen 2
Streifen VA Blech mit 2 mm Stärke gerade recht, ich setze sie direkt über den
Knick in der Mitte, gebe etwas Druck drauf und willl sie anschweißen, aber
das Schweißgerät streikt - der Draht klemmt. Was ist da los? Zuerst habe ich
die Andruckrolle unter Verdacht, sie könnte verschlissen sein, aber das ist's
nicht. Nach ein paar Minuten wechsele ich auf Verdacht das Stromkontaktrohr
im Brenner und siehe da - geht wieder. Offenbar hat es sich mit der Zeit
zugesetzt, der Draht konnte nicht mehr sauber durch den Brenner gleiten.
Dann endlich schweiße ich die Verstärkungen fest. Anprobe: Wenn man
leichten Druck auf die Bank ausübt, sitzt sie vorne, hinten und in der Mitte
satt auf den Gummis auf, das ist in Ordnung. Das war's für heute, ich bringe
noch den Ständer, den Batteriekasten und natürlich die Sitzbank in die
Garage und mache in der Werkstatt das Licht aus.

Gar nicht mal so schlimm. Der Bezug ist ab. Vorne und...
...hinten hängt die
Bank in der Luft.
Geflickt und
gerichtet.
Sitzt soweit ganz gut.

22.07.22 - Ich will die Teile sichten und zusammenstellen, die vom Profi gestrahlt
werden sollen, aber erst muss ich die Bastelwerkstatt säubern. Dann folgt etwas,
das mit der eigentlichen Arbeit nichts zu tun hat und trotzdem Zeit und Nerven
kostet: Der Industriesauger ist kraftlos, aber warum? Der Filter ist neu, ich
kontrolliere den Abluftfilter - auch sauber. Ist der Schlauch zu? Mit einem langen
Draht stochere ich herum, kann aber nichts feststellen, mit Druckluft wird's auch
nicht besser. Mit einer Stange dagegen stoße ich auf Widerstand, bekomme das
Saugrohr aber nicht frei. Schliesslich klopfe ich mit dem Hammer auf dem flexiblen
Schlauch herum, bis ich eine harte Stelle finde, die wird solange intensiv bearbeitet,
bis aus dem Schlauch eine Menge Drehspäne herausfallen, die sich im Schlauch
verkeilt und zusammengeballt haben - das war's! Danach wird der Rest des
Lenkkopflagers von der unteren Gabelbrücke abgezogen, aber was mache ich
mit dem Lenkerschloß? Ausbohren? Ich probiere es erst mit allen Honda
Schlüsseln und Kriechöl zur Unterstützung, aber nichts rührt sich. Dann hole ich
mir aus der Garage zwei Spezialwerkzeuge, mit denen Stecker aus Steck-
anschlüssen entriegelt werden können. Wäre doch gelacht, wenn ich das Schloß
nicht zerstörungsfrei aufgepopelt kriege - wenn das ein griechischer Militärfahrzeug-
händler aus dem Westerwald kann, dann schaffe ich das auch! ;-) Und tatsächlich:
Nach ein paar Minuten dreht sich das Schloß, ich kann es herausnehmen - Hurra!
Die Gabelbrücke wandert in die Garage auf den Stapel mit den zu strahlenden
Teilen. Ich will als Nächstes die Reifen von den Felgen ziehen und die Speichen
ausbauen, damit ich mit den Radnaben anfangen kann. Die uralten, steinharten
Reifen mit Reifenhaltern lassen mich jedoch zweifeln, ob ich mit meinem manuellen
Reifenmontiergerät etwas bewirken kann, aber ich versuche es. Nach etlichen
Flüchen, viel Krafteinsatz und viel Schmiere ist der Reifen endlich vom Hinterrad
runter, ich bringe es wie immer nicht über's Herz, die alten Speichen einfach
durchzuschneiden, also ist es 21:00, bis ich die Nabe endlich in der Hand halte...
Das Vorderrad spare ich mir für einen anderen Tag auf, ebenso das Aufräumen
und Zusammenfegen des Drecks, ich bin fix und fertig!
Das ausgebaute Lenkerschloß
und das Spezialwerkzeug.
Die Teile wird der Profi
zum Strahlen bekommen.
Abgezogen... Was für ein Gemetzel!

23.07.2023 - Was steht heute an? Zuerst ziehe ich den Vorderreifen von der Felge,
abermals unter heftigen Flüchen meinerseits. Ich werde mir recht zügig eine
Montiermaschine zulegen, soviel ist sicher! Auch hier werden die Speichen
demontiert, dann baue ich die Lager aus der Nabe. In der hinteren Nabe ist
leider zuwenig Platz für einen Durchschlag, daher wandere ich mit allen Teilen
in den Bastelkeller, alle Teile werden vorgereinigt, dann zerlegt und die Bau-
teile in Tüten verpackt und beschriftet. Die Lager in der hinteren Nabe werden
mit Hilfe des Spezialwerkzeugs "Kochplatte" demontiert: Nach einer 15-minütigen
Heizsitzung fallen die Lager einfach heraus, nachdem ich kurz auf die Nabe
geklopft habe. Den Tachoantrieb in der vorderen Nabe kriege ich nicht ohne
Weiteres ausgebaut, das Schneckengewinde wird offenbar von einer winzigen
Spannhülse gehalten, wie ich die ausgebaut kriege, muß ich mir noch überlegen.

Riesentheater, den Reifen
zu demontieren.
Schlimm, aber nicht
hoffnungslos.
Spezialwerkzeug... ;-) Funktioniert! Wie kriege ich das Teil
bloß herausgezogen?

25.07.2022 - Kurz vor Ladenschluß komme ich beim Lackierer an, wir
einigen uns auf einen Silberton für Rahmen, Schwinge und Gabelbrücke, da
der Farbton "Dark Silver" nicht zu kaufen ist - Wahnsinn, die Farbtafeln
haben teils so geringe Farbnuancen, dass ich mit bloßem Auge keinen
Unterschied ausmachen kann. Ich habe eine Stelle am Rahmen blank
poliert, die nehmen wir als Referenz. Dann schnell zum Sandstrahler, Ende
nächster Woche sollen die Teile fertig gestrahlt sein. Zurück im Bastelkeller
sehe ich mir die hintere Radnabe bzw. die Rückdämpfer an: Trotz 51 Jahren
sind sie nicht gerissen und immer noch flexibel, die bleiben drin. Dann fertige
ich mir aus einem Stück VA aus Holger's freundlicher Spende die erste von
vielen Distanzbuchsen an, diesmal für die Hinterachse. Aber ich muß mich
vor Allem um die Teile kümmern, die ich am Donnerstag (ein Tag Urlaub geht
dafür drauf) nach Frankfurt zum Neuverchromen karren will, darum nehme
ich mir die vordere Felge vor, für die kein Ersatz zu bekommen ist. Mit der
Zopfbürste auf der Flex, dem Gehörschutz auf den Ohren, der Schutzbrille
auf der Nase und der Atemmaske vor dem Gesicht rücke ich dem Rost auf
der Felgeninnenseite auf die Pelle - dicke Rostplacken fliegen durch die
Gegend und vom Staub bekommt der Feuermelder im Vorkeller einen Rappel
und schreckt das ganze Haus auf, bevor ich ihm die Batterie klaue, damit
wieder Ruhe einkehrt. Ich muß die Oberfläche aber noch glatter kriegen, sonst
wird sich der Schlauch später recht schnell kaputtreiben, das mache ich morgen.

Guter Zustand der Ruck-
dämpfer trotz des Alters.
Die erste Distanzbuchse. Der lose Rost ist weg,
aber das reicht noch nicht.

26.07.2022 - Ich nehme mir die vordere Felge nochmals vor, mit Flex und
Gummischeibe gehe ich dem Rost an den Kragen, glätte die Macken und
versuche, eine halbwegs saubere Oberfläche zu erzielen - Naja... Zur Ab-
wechslung baue ich die 2. Distanzbuchse der Hinterachse nach, nach einer
guten Stunde ist sie einsatzbereit. In der Garage sortiere ich die für den Besuch
des Galvaniseurs nötigen Teile - es sind nicht sehr viele. Aber in der Garage
fiel mir auch noch was ein: Ich hatte mir doch vor ein paar Monaten ein neues
Werkzeug geleistet, eine sog. "Powerfeile" oder "Fingerschleifer", damit könnte
ich an der Felge vielleicht noch was retten. Und richtig, mit dem Teil kommt
noch etwas mehr Fasson in die Oberfläche des Felgenbetts - die Fachleute
in Frankfurt werden mir sagen, ob das genügt.

Immer noch arg rostig... Hier glänzt dagegen
frischer Edelstahl.
Und nochmal ran:
Etwas besser.


▲ Zurück zum Seitenanfang

◄ vorherige Seite

nächste Seite ►

horizontal rule

Letztes Update: 26.07.2022