Moto Guzzi 1000 S Serie 2

23.06.2023 - Über "Kleinanzeigen" (vormals eBay Kleinanzeigen) fiel
mir jemand auf, der zwei gebrauchte Scheiben anbot, man einigte sich
auf einen fairen Preis inkl. Versand aus AT und nur wenige Tage später
hielt ich das Teil in den Händen. Die Scheibe ist etwas rostig, daher wird
sie mit der Zopfbürste bearbeitet, den Trägerkranz muß ich von meiner
alten Scheibe umbauen, da dieser für Senkkopfschrauben vorgesehen ist.
Da sowohl Scheibe als auch Befestigungskranz nicht mehr ganz neu
aussehen, werden die Teile geschiffen, grundiert und Schwarz lackiert.
Dann kann die Scheibe montiert werden, sie muß aber noch "eingebremst"
werden.


Der Ersatz braucht etwas Zuwendung. Gereinigt, entrostet, umgebaut
und frisch lackiert.

09.07.2023 - Na schön, sehen wir zum wiederholten Mal nach der Guzzi,
solange die Temperaturen noch erträglich sind. Gestern hatte ich auch schon
einige Zeit mit Basteln verbracht: die komplette Schaltereinheit nebst Gasgriff
wurde gegen das Gebrauchtteil ersetzt - leider ohne Erfolg. Für heute habe ich
mir vorgenommen, beide Gaszüge zu kürzen. Sie laufen eigentlich in schönen,
weiten Bögen, ohne scharfe Knicke, sind aber deutlich zu lang. Ich nehme Maß
und kürze gute 10 Zentimeter aus beiden Zügen heraus, dazu werden die Zug-
hüllen mit dem Dremel und kleiner Schneidscheibe bearbeitet, da ich sie mit
dem Seitenschneider nur zusammendrücken würde. Die Zugseelen werden
ebenfalls gekürzt, zum Glück habe ich die winzigen Nippel in meinem Set.
Im Lötbad werden sie angelötet, nachdem ich Züge und Nippel mit Lötwasser
von Öl und Dreck befreit habe. Nach dem Einbau der Züge fällt mir gleich auf,
das sich der Gasgriff nun viel "smoother" drehen lässt, er hakelt nicht mehr,
das lässt Hoffnung aufkeimen. Die Probefahrt zeigt allerdings, dass ich den
rechten Zug etwas zu kurz gemacht habe - er hat kein Spiel mehr, obwohl ich
selbst die Kontermuttern der Versteller weggelassen habe. Da mache ich mir
in den nächsten Tagen noch einen neuen Zug, aber nicht mehr heute, da die
Temperatur in der Garage schon locker die 30 Grad Marke geknackt hat.
Aber immerhin: Ich habe wieder etwas Hoffnung!

Ordentlich gekürzt.

15.07.2023 - Regen und Gewitter sind angesagt, daher geht es nach den normalen
Samstags-Tätigkeiten in den Bastelkeller. Ich hatte mir noch einmal neue Gaszüge
bestellt und sie vor ein paar Tagen montiert, Erfolg: beim ersten Gasgeben bleiben
beide Gasschieber auf Vollgas kleben! Die alten Züge haben im Bereich der Um-
lenkungsbögen auf den Vergaserdeckeln ein Stück Teflon verbaut, das haben
die neuen Züge nicht. Ich habe mir die Bögen sehr genau angesehen und endlich,
endlich die Ursache gefunden: Die Bögen sind so eng und so radikal im 90 Grad
Winkel gebogen, dass die Züge darin ziemlich schwer gehen, die Züge mit dem
Teflonstück laufen besser - aber da ist definitiv die Ursache zu finden. Es gab
mal Umlenkungen mit kleinen Rollen zu kaufen, aber die Firma ist längst pleite,
bei meinem jetzigen Stammhändler gibt es etwas Ähnliches, ist derzeit aber nicht
lieferbar, was bedeutet: selber bauen... Bei Amazon habe ich mir winzige Rollen
mit V-Nut und kleinen Kugellagern bestellt, die sind gestern Abend angekommen.
Rund um die Dinger baue ich mir eigene Umlenkungen aus diversen Schweiß-,
Dreh- und Frästeilen aus VA. Ich brauche den kompletten Rest des Tages,
um mir die Teile anzufertigen, aber das Ergebnis ist OK: Ich kann die Orignal-
züge beibehalten, den Hub des Gaszuges und die benötigte Länge kann ich über
die originalen Stellschrauben und die Höhe der Rolle bestimmen, die in einem
Langloch verstellt werden kann. Zudem bleiben die Originaldeckel unberührt,
man kann also alles wieder zurückbauen, wenn gewünscht. Ich bin zufrieden
- wenn's denn auch noch funktioniert... Das Aufpolieren der Teile und das
Großreinemachen im Bastelkeller vertage ich aber erstmal, da sich der Tag
dem Ende zu neigt. Schrauberkollege Holger kann sicherlich einschätzen,
wieviel Zeit ich heute investiert habe.

So wird der Gaszug über eine
kleine Rolle geführt.
Die Rolle ist in der
Höhe verstellbar.
Einer fertig... ...und hier alle beide, mit Deckeln.

22.07.2023 - Die beiden schön angefertigten Teile passen nicht! Ich komme mit
den Gehäusen an den Benzinhähnen nicht vorbei... Die Enttäuschung vor ein paar
Tages war gross, aber es ist nicht zu ändern. Ich baute alles wieder ab und setzte
stattdessen Gaszugbögen mit einem kleineren Winkel ein (gibt's mit 90 Grad, 60
und 45) und setzte alles wieder zusammen. Die Guzzi sprang nur mühsam an und
lief im Stand nur auf dem rechten Zylinder, was ist nun schon wieder? Schwimmer-
stand OK, Benzin kam an, Zündfunke ist da. Watt nu? Da der Vergaser schon lange
herumzickt, entschied ich mich für eine Radikalkur, wohl wissend, das es für mich
als Schrauber eigentlich eine Bankrotterklärung ist: Ich bestellte für 360 Euro einen
komplett neuen Vergaser! Der kam heute an und ich gehe Richtung Garage. Der
alte Vergaser ist schnell abgebaut, der neue schnell montiert. Sprit kommt an,
also Startversuch. Aber die Guzzi springt wieder kaum an und läuft nur noch auf
dem rechten Topf. Ich kontrolliere noch einmal auf beiden Seiten das Ventilspiel
und prüfe die Kompression: Zu meinem Entsetzen sind rechts nur knapp 3 Bar,
links Null!!! Zuerst habe ich den Kompressionsschreiber in Verdacht, aber der ist
in Ordnung. Druckverlusttester ranholen, Kerzen raus, Kolben auf OT: Rechts
pfeift's ins Kurbelgehäuse, links aus dem Auslaß, Ergebnis: rechts Zylinder, Kolben
und / oder Kolbenringe defekt, links Außlassventil vermutlich verbrannt. Ich fasse
es nicht... Frustriert packe ich alles Werkzeug wieder weg, ich muß nachdenken,
was nun zu tun ist: Motor komplett gegen ein Gebrauchtteil ersetzen? Neue
Zylinder und Kolben kaufen, Köpfe nochmals instandsetzen lassen? Maschine
mit Riesen-Wertverlust verscherbeln?

Links alt, rechts Neu. Linke Seite totaler Druck-
verlust...
...rechte Seite nur
leidlich besser.

23.07.2023 - Es regnet schon wieder... Ab in die Garage. Nachdem ich den
Schock von Gestern zwar noch nicht verwunden, aber wenigstens verdaut habe,
zerlege ich die Guzzi. Wenigstens das geht schnell: In weniger als 2 Stunden habe
ich die Auspuffkrümmer und Vergaser abgebaut, die Ventildeckel, die Zylinder-
köpfe und Zylinder abmontiert. Auf den ersten Blick ist kein massiver Schaden
sichtbar, aber das soll sich der Motoreninstandsetzer ansehen. Er soll die Teile
sorgfältigst reinigen, prüfen und dann Vorschläge zur Instandsetzung machen.
Ich habe mir gestern das Angebot an Gebrauchtteilen angesehen: Es gibt am Markt
zwar Motoren - die Preise beginnen bei etwa 500 und gehen bis etwa 1800 Euro
- aber der Zustand der Teile ist meist nicht ordentlich dokumentiert: Wann zuletzt
gelaufen, Kilometerstand (auffällig viele Motoren haben "50.000" km gelaufen,
Hmmhhhh...), Zustandsbeschreibung, letzter Service etc. Zudem sehen manche
Motoren arg mitgenommen aus. Einen solchen Motor zu kaufen bedeutet auf jeden
Fall: Komplett zerlegen, glasperlstrahlen, vermessen, alle Dichtungen und Simmerringe
erneuern etc. Das kostet viel Zeit und Geld, ich würde einen solchen Motor nicht
ohne Prüfung einfach einbauen bzw. nur dann, wenn man ihn laufen hören könnte
und ein Kompressionsdiagramm vorläge. Also muss der Motor meiner 1000s
instandgesetzt werden, Dichtungen und 2 neue Ventile nebst Führungen für die
linke Seite habe ich bereits bestellt, was noch fällig ist, soll der Motoreninstand-
setzer vorschlagen. Dafür hat er dann mehr als 3 Wochen Zeit, da ich erstmal
den sicherlich wohlverdienten Urlaub antreten werde.

Nicht richtig gut,aber
eben auch nicht schlecht.
Auch die Kolben sehen
nicht defekt aus.
Linker Zylinderkopf,
erstmal unauffällig.
Ein wüster Teilehaufen... ...bedeckt den Werk-
stattboden.
Das wird eine
Weile dauern...

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Letztes Update: 23.07.2023