Cornwall-Devon-Wales 01.07. - 17.07.2014

Tag 13 (Bristol-Llandudno, ca. 330 km):

Der Tag beginnt früh, wir müssen packen, aufräumen, frühstücken, den
Geschirrspüler in Gang bringen, den Müll wegbringen und zu guter Letzt
abfahren. Wir machen einen grossen Bogen um Wales, aber dadurch
können wir die Autobahn nutzen und Zeit sparen. Ein kurzer Regenschauer
zwingt uns in die Regensachen, aber nach 10 Minuten ist der schon wieder
vorbei. Wir kommen zeitig in Llandudno an, ich rufe meinen Waliser an
und er kommt uns standesgemäss im Jaguar abholen. Wir sehen uns eine
kleine, aber feine Dorfkirche an, dann geht es in den Pub, den man als
normaler Tourist wohl kaum finden würde. Dort spielen einige ältere
Herren mit Bass, Keyboard, Saxophon und Trompete enthusiastisch
Jazz und Swing, dazu singt ein 84- jähriger (!). Das von Maurice organisierte
Mahl (Büffelfleisch) ist ausgezeichnet, dann baue ich das mitgebrachte
Laptop auf und wir sehen uns per Internet Livestream das WM Endspiel
Deutschland-Argentinien an. Der Abend wird noch bei einem letzten
Shandy (Radler) beschlossen, dann bringen uns die beiden wieder zurück
in unser B&B, wir verabschieden wir uns ganz herzlich von unseren
Gastgebern Jan und Maurice und bedanken uns für den tollen Abend.

Nette kleine Dorfkirche Kunstvolle Fenster Schöne
Deckenkonstruktion
Die "Boyband" in Aktion Einige der zahlreichen,
jemals im Pub gezapften
Biersorten...
...haben recht
exotische Namen!

Tag 14 (Llandudno-Portmeirion-Conwy-Llandudno, ca. 140 km):

Der Wetterbericht verheisst Schauer für den Nachmittag, der holt uns aber
schon bei der Anfahrt auf Portmeirion durch den Snowdonia National Park
ein. Durch die schönen Städtchen Conwy und Betws-y-Coed führt unsere
Route, dann geht es über zum Teil sehr kleine Single-Track-Roads zum Ziel.
In Portmeirion sind bei diesem Landregen natürlich alle Cafés besetzt, wir
finden aber noch ein Plätzchen im Trockenen und warten erstmal ab. Der
Regen nimmt bei unserer Rückfahrt Richtung Conwy immer mehr zu, es
giesst zeitweilig recht heftig. Als wir Snowdonia hinter uns haben und das
Wetter sich bessert (Snowdonia hat sein eigenes Wetter), halte ich an einem
Abzweig an und warte auf die beiden Nachzügler. Regine sieht mich recht
spät, verbremst sich auf ein paar Schottersteinchen und legt die Honda und
sich ab - zum Glück stand sie schon fast. Ergebnis: ein verbogener Fuss-
bremshebel (der sich vor Ort wieder richten liess), ein verbogener Hand-
bremshebel und ein Kratzer auf dem Selbstbewusstsein, mehr ist zum Glück
nicht passiert. Wir sehen uns ein wenig in Conwy um und opfern auch noch
ein Pfund pro Nase, um einen Blick in das schmalste Haus Englands zu werfen.
Zurück zum B&B, nasse Klamotten aus, umziehen und ab in die City zum
Essen fassen. Beim Einparken rutscht Ernst ab und legt sich mit der Ducati
auch noch ab... Nach gut 40- minütigem Marsch zum City Centre entscheiden
wir uns, da das britische Restaurant bis auf den letzten Platz gefüllt ist, für
einen Italiener. Das Essen ist, wie oft schon in England festgestellt, gar nicht
oder spärlich gewürzt, wir helfen mit Salz und Pfeffer nach, dann passt's.
Ein letztes Bier im Pub um die Ecke, das war's für heute - nur noch 40 Minuten
Rückmarsch bis zum B&B...

Betws-y-Coed - Zeit
für ein "Bikie"
Immer wieder ein
Foto wert: der Fluss
durch den Ort
Snowdonia National
Park - wenn nur das Wetter
besser wäre...
Portmeirion - Resultat der
Leidenschaft eines
exzentrischen Architekten
Ein Creme- Scone mit
Messer und Gabel essen
- das geht ja gar nicht...
Viele liebenswerte und
skurrile Details...
...zeigt das künstliche Dorf
den Besuchern
Die Bucht bei Ebbe
Es steckt viel Zeit und Detail-
verliebtheit in dem Örtchen
Frechheit!
Die Burgruine in Conwy Grössenvergleich Innen nur mit dem
"Fisheye" fotografierbar

Tag 15 (Llandudno-Mount-Snowdon-Llandudno, ca. 90 km):

Das Wetter sieht deutlich besser aus, wir wollen mit der Schmalspurbahn
auf den Mount Snowdon. Ich wähle die "Scenic View" Mautstrasse an der
Küste entlang und will dazu die Helmkamera in Betrieb nehmen - schon
wieder streikt das Ding, weil die beiden Akkus leer sind &@!?€!!! Wir
machen Zwangspause und laden das Schei$$teil an der USB Steckdose
der BMW in der Hoffnung, die Kamera wieder in Gang zu bringen. Beim
Warten sichtet Regine eine Gruppe von (vermutlich) kleinen Walen, die
sich hin und wieder an der Oberfläche blicken lassen. In Llanberis kommt
mir der Parkwächter verdächtig bekannt vor, auf meine Nachfrage bestätigt
er mir auch, das er den Job schon sehr lange macht, den kannte ich von
meinem letzten Besuch noch. Er bestätigt uns dies auch dadurch, das er ja
ohnehin der "beste Mann" für diesen Job" sei... Wir bekommen Tickets für
den Mount Snowdon leider erst für 17:00, eine Kinovorstellung soll helfen,
die Zeit zu vertreiben, die 2 Zeichentrickfilme sind uns aber zu infantil.
Dafür hat das Bahnhofscafe "richtige" (=staubtrockene) Scones - endlich
haben wir die auch probiert. Auf meine Empfehlung (ich kenne es ja schon
von 2011) besuchen wir das Schiefermuseum, das uns die Wartezeit bis
zur Auffahrt auf Mount Snowden vertreiben soll. Wir besuchen eine der
angebotenen Demonstrationen, wie Schiefer zugehauen wird - der Angestellte
präsentiert die kurzweilige Darbietung mit typisch britischem Humor...
Die Anfahrt auf den Mount Snowdon ist rumpelig und beengt, die erst-
klassige Aussicht heute vom Gipfel entschädigt aber bei Weitem -
man kann sogar die Insel Anglesay sehen. Da die Waggons bis zum letzten
Platz voll sind, ermahnt man uns, nach 25 Minuten wieder am Zug zu sein,
damit wir einen Platz bekommen. Wir knipsen also drauflos, was das Zeug
hält - was uns angesichts der sich bietenden Motive recht leicht fällt. Um
19:15 sind wir wieder unten am Bahnhof, flugs geht es zurück ins B&B,
umziehen und zurück in die City. Angesichts der vorgerückten Stunde
(21:00) nehmen wir für die 4,5 km den kurz darauf auftauchenden Doppel-
deckerbus, der die Strecke in wenigen Minuten bewältigt, wofür wir gestern
Abend zu Fuss 40 min benötigt haben. Wir entscheiden uns für das
"Home-Cooking" englische Restaurant, das Gestern restlos voll besetzt
war. Mit Verblüffung stellen wir fest, das es bereits um 21:30 schliesst,
obwohl nach uns auch noch Gäste gekommen sind. Man hängt zum Glück
aber nur das Schild "Closed" in die Eingangstür. Nebenan ist ein kleiner Irish
Pub, in dem sich eine Sängerin müht, die wenigen Gäste bei Laune zu halten,
dort werden noch 2 Mitternachtbiere genossen - schade, unser Aufenthalt in
Wales (und dem Rest von England) geht dem Ende entgegen...

Die "Scenic Route"
entlang Llandudno
Ausgelassen... 4 Häuser aus unterschied-
lichen Perioden nebeneinander
Formen für Gussmodelle
im Schiefermuseum
Die kleinen Industrieloks
sind fahrbereit
So wird Schiefer
zurecht gehauen
Hach, das wäre was
für meine englischen
Alteisen... ;-)
Die Sicht bessert sich Tapfer kämpft sich die voll-
beladene Zahnradbahn
den steilen Pfad hinauf
Auch aus dem Abteil heraus
zeigen sich schöne Ansichten
Aber erst auf dem Gipfel... ...von Mount Snowdon zeigt
sich der grandiose Ausblick
Auch die Tierwelt bietet
gute Motive dar
Sagenhaft! Das war die letzte Ausfahrt,
die müden Loks kehren ins
Depot zurück

Tag 16 (Llandudno-Hastings, ca. 520 km):

Wir nehmen Abschied von Wales - 520 anstrengende Kilometer liegen vor
uns... Fahren, Tanken, kurze P*nkelpausen und weiter fahren. Das Wetter
ist teils bedeckt, teils sonnig, nur ein einziges Mal tröpfelt es kurz. Wir
kommen gut voran, sogar der übliche Stau auf der M1 um London bleibt
vergleichsweise harmlos. Um 19:45 sind wir da, das Auffinden des B&B
ist nicht ganz einfach, wird aber dank Navi gemeistert. Der Besitzer ist ein
liebenswerter Chaot, mein Einzelzimmer ist im 1. Stock, das Doppelzimmer
im 4. (!), da das ursprünglich angedachte Zimmer nicht fertig geworden ist.
Duschen passt zeitlich nicht mehr, eine Katzenwäsche durch's Gesicht und
reichlich Deospray müssen genügen... ;-) Rasch finden wir ein Restaurant
in der Altstadt um die Ecke, das entgegen üblicher englischer Gepflogenheiten
sogar bis 23:00 Essen zubereitet. Wir besprechen und bewerten den Urlaub,
unser Fazit fällt eindeutig positiv aus - leicht irritierend ist lediglich der Anblick
eines Gastes an der Theke von hinten, der uns, wie Regine es nennt, sein
"Bauarbeiter- Dekolleté" darbietet... ;-)

Hastings (die Bilder
stammen vom Vorabend)
Hastings' Strandpromenade... ...und Nachtleben sind
ebenfalls einladend

Schon wieder an einer Fähre! Die Klippen von Dover
entschwinden am Horizont

Tag 17 (Hastings-Bonn, ca. 530 km):

Ohne Frühstück geht's um 08:45 los Richtung Dover, das Wetter ist sonnig
und warm, die Moppeds brummeln zufrieden und die 80 km bis zur Fähre
werden reibungslos zurückgelegt. Wir sind überpünktlich an der Fähre,
checken ein, fahren an Bord, verzurren die treuen Rösser und holen uns
erstmal was zu beissen. Wir unterhalten uns mit einem Pärchen aus Mainz,
die ebenfalls mit Mopped unterwegs sind und uns an der ersten Tanke
(bei einem obligatorischen Eis) nochmal über den Weg laufen. Je mehr wir
uns Richtung Heimat nähern, desto heisser und ungemütlicher wird's in den
Ledersachen. Es folgen halbwegs ereignislose 450 km bis nach Hause, die
lediglich von ein paar Tank- und sonstigen Pausen unterbrochen werden,
lediglich in Holland müssen wir einmal ungeplant abseits der Autobahn halten,
da der Ducati langsam das Benzin ausgeht - das liegt daran, das wir an der
letzten belgischen Tanke nicht volltanken konnten - in Belgien gilt auf den
Autobahntanken oft die Devise: erst bezahlen, dann tanken, was dazu führte,
das die Tanks nicht vollgemacht werden konnten, der Bedarf liess sich
schlecht abschätzen. Gegen 20:45 sind wir wieder daheim, der Urlaub
ist vorbei...

Epilog: Beim Auspacken einen Tag später muss ich feststellen, das im
"Werkzeugkoffer" meiner BMW eine Dose Reifenpilot geplatzt ist -
Riesen-Sauerei im Koffer!

 

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TIPP:
- Der Snowdonia National Park hat sein eigenes Wetter, wie wir selbst feststellen
   konnten: An Wales' Küsten kann strahlender Sonnenschein sein, während
   es in Snowdonia regnet - Regensachen sind Pflichtprogramm!
- Eine weitere Eigenart der Briten ist das Picknick: Ob vor einem Pub im Auto
   oder in der freien Natur - immer und über überall (teils sogar auf Autobahn-
   Rastplätzen) wird Picknick gemacht, unabhängig vom Wetter.
- Thema Unterkünfte: Bed&Breakfast finden sich in kleineren und grösseren
   Städten zuhauf, nicht alle sind per Internet buchbar, was die Chancen auf
   einen ungeplanten Stop etwas verbessert. In der Nähe touristischer Ziele
   sollte man dagegen nicht unbedingt damit rechnen, spontan noch ein
   Plätzchen zum Übernachten zu finden.
-  Thema Pub: DIE englische Einrichtung, in der sich Jung und Alt treffen.
   in vielen Pubs stehen noch Musikautomaten (oft auch mit MP3 und Touch-
   Bildschirm), wer Musik hören will, muss zahlen - Musik ist in englischen
   Pubs nicht immer eine Selbstverständlichkeit.

Letztes Update: 27.07.2014