Royal Enfield Model G Restauration

21.10.2007 - Die Ersatzteile aus England sind da, es geht mal
wieder ein Stückchen weiter. Die Teile für die Bremsen und
Radnaben werden sortiert, damit ich mir über die Reihenfolge der
Montage klar werden kann. Soweit scheint jetzt endlich alles da zu
sein, aber einige Kleinteile müssen noch entrostet und lackiert
werden, außerdem weisen manche der aus Indien stammenden Teile
da zeigt sich immerhin der Vorteil, das Teile der Bullet immer noch
an mein Alteisen passen) ein geradezu miserables Finish auf,
dass muss ich korrigieren: Nachdem die Teile entrostet, geschliffen
und lackiert sind (mit dem Pinsel und schwarzem Chassislack), sehe
mir den lackierten Hauptständer an - der Lack ist trocken, das Stück
kann also wieder am Rahmen seinen Platz einnehmen. Da ich z. Zt.
nicht gerade hochmotoviert bin, lasse ich's dabei bewenden und
nehme mir die weiteren Arbeiten für die nächsten trüben Tage vor.

22.10.2007 - Endlich will ich die Naben zusammensetzen, aber
irgendwie soll's noch nicht sein: Vermutlich habe ich die vordere
Achse verkehrt herum in die Nabe eingesetzt, was bedeutet,
Radlager nochmal ausbauen und Achse richtig herum einsetzen.
Außerdem fehlt mir doch tatsächlich schon wieder was: eine
Distanzscheibe und eine Mutter fehlen, die flugs für knapp 84 Euro
geordert werden (fairerweise muss ich hinzufügen, dass ich,
um die Sache abzurunden, auch gleich zwei nachgefertigte
Stößelstangen erwerbe, die lange Zeit nicht lieferbar waren).

03.11.2007 - Diesmal haben die Ersatzteile lange auf sich warten
lassen. Die Vorderradnabe ist relativ schnell zusammen gesetzt,
die Achse muss ich noch einmal demontieren, da ich sie verkehrt
herum eingebaut hatte - auf der Seite der Bremsankerplatte ist sie
knapp einen Zentimeter länger. Die Bremsbeläge müssen leicht
überschliffen werden, damit sie in der Trommel sauber anliegen.
Die hintere Nabe macht deutlich mehr Arbeit, sie besteht aus einem
Wust aus Distanz- und Unterlegscheiben, den ich erst mal sortieren
muss. Einige der Befestigungsmuttern will ich aufgrund der mangel-
haften Qualität der Originalteile durch Edelstahlmuttern ersetzen,
diese sind deutlich zu dick und müssen auf der Drehbank abgedreht
werden. Beim Festziehen der Bremsankerplatte verkanten sich die
Bremsbeläge - anscheinend ist die Ankerplatte verzogen. Aber wie
prüfe und richte ich das? Nach reiflicher Überlegung komme ich zu
folgendem Plan: Einspannen der Ankerplatte in die Drehbank,
Kontrolle des Verzugs und Richten mittels leichter Schläge mit dem
Gummihammer (die Bremsankerplatte ist aus Stahlblech). Da es
mittlerweile schon zu spät ist, muss die Durchführung noch ein wenig
warten. Ob der vom Lackierer statt des von mir gewünschten
Chassislackes aufgebrachte einfache Autolack dieser Behandlung
wiedersteht, muss sich auch noch zeigen.

06.11.2007 - Bis spät nachts werkele ich am Vorabend an den
Radnaben herum, um sie heute nach Feierabend gen Bad Ems zu
fahren. Die Beratung ist ausführlich, seeeehr ausführlich sogar - erst
nach einer Stunde darf ich wieder gehen... Ich entscheide mich für
Edelstahlfelgen, Messingnippel und Edelstahl Dickendspeichen.
In einigen Büchern ist das 1947er Model G mit schwarzen Felgen
abgebildet, in einigen zeitgenössischen Prospekten und Test-
berichten aber sind verchromte zu sehen, da ich die schwarzen
Teile nicht mag, fällt mir die Entscheidung leicht, außerdem mag
ich den warmen, leicht gelblichen Glanz des Edelstahls. Die
Werkstatt macht einen guten Eindruck, klein, aber gut ausgestattet
und trotz (oder wegen?) des ungebremsten Redeflusses des
Meisters der Räder bin ich überzeugt, das die Arbeiten zu meiner
Zufriedenheit ausfallen werden. Kosten wird das Ganze (ohne Reifen,
die ich mir noch aussuchen muss - wer kennt übrigens einen Reifen,
dessen Profil im Stil der Zeit und leicht ballonartig ausfällt?) um die
600 Euro. Problematisch wird möglicherweise die hintere Radnabe,
eventuell muss die Bremstrommel nebst Ruckdämpfern zum
Montieren der Speichen wieder demontiert werden, was bei mir
vermutlich wieder zu einem Abend voller Arbeit und wilder Flüche
führen wird...

Radnabe vorne - fertig
zum Einspeichen.
Die hintere Radnabe
nebst alten Speichen
als Muster...
wartet komplett
montiert auf ihren
Einsatz.

10.11.07 - Die Halterungen für die hinteren Fußrasten habe ich
mittlerweile, die Fußrasten selbst sind aber nirgends zu bekommen.
Eine Anfrage bei Cornucopia Enterprises per Fax benötigt zwar
einige Tage bis zur Antwort, aber Peter Long hat die raren Stücke
tatsächlich - wenn auch zu einem wahrlich königlichen (= Royal)
Preis... Was soll's ich brauche die Dinger, deshalb wird die Summe
schnell überwiesen.

11.11.2007 - So, da die Räder langsam werden, mache ich mich
auf die Suche nach passenden Reifen. Die gibt es zwar in den
passenden Abmessungen, aber die Suche nach dem richtigen,
klassisch grobstolligem und breiten Profil gestaltet sich etwas
schwierig -mal sehen, was sich da finden wird. Der fertig lackierte
Hauptständer wandert in die Garage, aber der Bolzen, der als
Widerlager für die Ständerfeder dient, hat einen zu kleinen Gewinde-
durchmesser. Nach kurzer Überlegung wird beschlossen, das Teil
neu zu bauen: Aus einem Stück Edelstahl Rundmaterial, einer M10
Mutter, dem Schweißgerät, der Drehbank und diversen Gewinde-
schneidern entsteht schließlich ein brauchbarer Ersatz - hoffentlich
ist der Edelstahl auch stabil genug für die Federkräfte...

Original (oben) und Fälschung,
die noch geschliffen und poliert
werden muss.

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Letztes Update: 15.11.2007