Honda SL350 K1

30.07.2023 - Der Vormittag ist verregnet, nutzen wir das: Gestern Abend
habe ich noch ein wenig an den Vergasern herumgetüftelt, aber der rechte
Zylinder lief nicht mit, die Kerze war trocken, der Zündfunken da. Habe
ich beim Reinigen der Vergaser nicht gründlich genug gearbeitet? Nutzt nix,
ich baue die komplette Vergaserbank wieder ab und ziehe mich in den
Bastelkeller zurück. Die Vergaser werden noch einmal komplett zerlegt,
die Einzelteile im Ultraschallbad gereinigt, dann alles gründlich ausgeblasen
und die Bohrungen mit einem dünnen Stück Schweißdraht und Druckluft
auf Durchgang kontrolliert. Dann setze ich alles wieder sorgfältig zusammen,
ein Problem habe ich noch nicht ausfindig machen können, auch der
Schwimmerstand sollte halbwegs passen. Schauen wir mal, ob ich vor dem
Urlaub noch Zeit habe, die Vergaser wieder anzubauen und zu testen.

   
Abgebaut... ...zerlegt...
...gereinigt und... ...wieder zusammengesetzt.

23.09.2023 - Nach dem Urlaub war wenig Zeit, sich mal wieder dem Mopped
zu widmen, aber ich hatte eines Abends die Vergaser wieder montiert und einen
kurzen Test gemacht, der ernüchternd war: Keine Änderung, der Motor lief
unrund und viel zu fett. Da die Kerzen rabenschwarz waren, habe ich mal auf
Verdacht heißere Kerzen bestellt, das brachte leichte Verbesserung. Aber nach
wie vor reagiert der Motor auf beiden Seiten nicht auf die Abgasschrauben,
der CO Gehalt liegt auf beiden Zylindern zwischen 3 und 5 Prozent - viel zu
viel. Gestern habe ich dann die beiden Schwimmerkammern abmontiert und
mir die Leerlaufdüsen genau angesehen. Sie sind frei und mit "40" beschriftet,
was den Werksangaben entspricht. Es gab zwar mal Düsen mit 38 und 42,
die sind aber schon lange nicht mehr lieferbar. Was mir im Vergleich aber
auffällt ist, das die Repro-Düsen deutlich kürzer sind als die Originalteile, da
stimmt was nicht... Ich schraube 2 der gereinigten Altdüsen in die Vergaser
und teste erneut - das Abgas ist zwar deutlich niedriger geworden, aber der
Motor reagiert immer noch nicht, wenn man an den Einstellschrauben dreht.
Es scheint für Keihin Vergaser aber auch andere Düsengrößen zu geben, sie
haben aber andere Querbohrungen. Egal, zum Testen bestelle ich mir von
35 bis 38 alle lieferbaren Düsen und werde dann erneut testen. Zudem werde
ich mir überlegen, wie man den Schwimmerstand richtig kontrollieren kann,
bislang mache ich das immer mehr oder weniger frei Nase...
Wieder montiert:
die Vergaser.
Rabenschwarz... Der Unterschied bei
den Leerlaufdüsen ist
offensichtlich.

26.09.2023 - Die 35er und 38er Düsen sind da, die 35er Düsen passen nicht,
sie sind deutlich länger und das Gewinde ist anders, die 38er Düsen zeigen keinen
Unterschied. Ich schließe die Garage ab und studiere das Werkstatthandbuch.
Folgendes ist klar: Das Gemisch ist zu fett, der Motor reagiert so gut wie nicht
auf die Abgasschrauben. Das bedeutet, das entweder keine oder zuwenig Luft
zugemischt oder zuviel Sprit angesaugt wird. Letzteres könnte nur der Fall
sein, wenn entweder das Schwimmerniveau deutlich zu hoch wäre oder beide
Düsen zu groß. Beides schließe ich eigentlich aus, bleibt also nur zuwenig Luft.
Die wird über eine Bohrung am Vergasereinlass der Gemischschraube zugeführt
und sollte nach 2-maliger Ultraschallreinigung eigentlich sauber sein - das werde
ich als Nächstes prüfen.

28.09.2023 - Ich baue die Vergaserbank erneut ab und prüfe sehr sorgfältig
alle Bohrungen und Düsen auf Durchgängigkeit und Verschmutzungen. Soweit
ist nichts feststellbar. Aber ich ersetze die "langen" Leerlaufdüsen gegen die
kürzeren Versionen, die mit dem Repro-Überholsatz geliefert wurden, da ich
auch das Schwimmerniveau der beiden Vergaser nachjustiert habe und das
Spritgemisch damit höher in den Kammern steht. Ich baue die Vergaser
wieder an, ein Test muß aber für's Erste unterbleiben, es ist schon zu spät.
Schon wieder ausgebaut...

30.09.2023 - Ich teste den Motor erneut - keine Änderung... Also mache ich
die neu erworbenen 35er Leerlaufdüsen rein, es wird etwas besser, aber das
Problem bleibt. Ich stelle fest, das Motoröl fehlt - ob's vielleicht doch verbranntes
Motoröl ist? Ich zweifle plötzlich, obwohl der Motor meiner Meinung nach
schwarz und nicht blau qualmt, außerdem riecht es nach Abgas... Ich rufe einen
Schrauberkollegen an (Hi, Benno!), der zwar auch keine neue Idee hat, aber
meint, ich solle doch mal die Glaskerzen ausprobieren - guter Vorschlag! Zur
Erklärung: Es gibt Testzündkerzen, die einen Glasboden haben, so dass man bei
laufendem Motor die Verbrennung sehen kann, die Farbe der Verbrennung gibt
Aufschluß über die Zusammensetzung der Verbrennungsgase und evtl. Probleme.
Die Flamme ist sowohl bei Leerlauf und auch beim Gasgeben leuchtend Orange,
was bedeutet: Gemisch eindeutig zu fett. Zum Glück ist die Flamme nicht Grün,
das würde auf verbranntes Öl deuten. Einer Eingebung folgend setze ich die
Düsennadeln ganz nach unten und - das Abgas ist unter 1%! Eigentlich hat die
Stellung der Düsennadel keinen Einfluß auf das Leerlaufverhalten, aber hier
funktioniert's offenbar. Normalerweise würde ich sagen dass das auf deutlich
zu hohen Schwimmerstand hindeutet, aber den habe ich ja erst gestern korrekt
justiert und die Schwimmer selbst sind dicht, saufen also nicht ab. Ich bestelle
mir nun einen kompletten Satz Hauptdüsen in verschiedenen Größen, während
ich weiter überlege, wo das Problem liegen könnte.
Eindeutig orange Flamme (etwas nachgefärbt,
da man's auf dem Foto kaum sehen konnte).

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Letztes Update: 30.09.2023