Sizilien 07.09. - 02.10.2013

Tag 17 (Noto-Catania, ca. 230 km):

Nach dem gestrigen Gewitter ist die Luft heute viel besser, weiter geht
es, für heute ist eine Runde eingeplant, Ragusa und Modica werden kurz
angefahren, ebenso Scicli, die "Cava d'Ispica" muß ich mangels geeigneter
Parkmöglichkeiten (Gepäck, mal wieder) sausen lassen, Siracusa zuletzt.
Kurz vor Modica ist eine kleine Reparatur fällig: Der Motor der BMW
läuft zu schnell, das Standgas ist auf einer Seite zu hoch, daher funktioniert
die Motorbremse nicht und ich muß viel zu oft manuell bremsen. Die
Ursache ist schnell gefunden und ebenso schnell behoben: der linke Gas-
zug hat zu wenig Spiel. Tagesziel ist Catania, am nächsten Tag steht
noch ein Vulkanbesuch auf dem Programm: der Ätna. Die Strecke
zwischen Siracusa und Catania ist ermüdend, umso schlimmer mein erster
Eindruck von Catania: die sehr engen Gassen, das holprige Kopfstein-
pflaster, die unglaublich schmutzigen Fassaden, der Marktplatz, auf dem
sich der Dreck fast zentimeterhoch türmt - die englischsprachige Welt
hat eine treffende Floskel dafür: What a Shithole! Das Hotel, zwar direkt
um die Ecke zur Hauptgeschäfts- und Flanierstraße Via Etnea, verbessert
meine Laune nicht unbedingt: der Rezeptionist telefoniert mit einem
Freund oder seiner Freundin und läßt sich von einem Gast nicht aus der
Ruhe bringen. Während des Telefonats gestikuliert er mir, den Paß ab-
zugeben, reicht mir einen Schlüssel und nickt in Richtung des Zimmers.
Ich lade den ersten Teil meines Gepäcks ab, immerhin ist der Rezep-
tionist nun für's Erste fertig mit telefonieren und ich darf mein Mopped
sogar im engen Hotelhof parken - ob ich hinter den beiden Autos
morgen auch wieder herauskomme? Na schön, laden wir ab, duschen
erstmal und sehen dann weiter. Die "Naßzelle" bedürfte dringend der
Renovierung, in allen Ecken der Dusche sitzt der Schwarzschimmel,
die Kachelfugen sind dreckig, an einigen Stellen bröselt der Putz von
der Decke, ich bin drauf und dran, wieder einzupacken und mir auf
eigene Faust und Kosten was Anderes zu suchen... Raus aus dem
Loch, ab in die City! Die Via Etnea ist trubelig, am zentralen Platz
lockt der Dom mit seiner schönen Fassade und einem ebenso schönen
Innenraum, aber habe ich große Lust, Catania zu Fuß zu erkunden?
Eher nicht, daher entscheide ich mich für eine verzweifelte Maßnahme:
ich besteige eine der Touristen- Minieisenbahnen und lasse mich für
5 Euro 30 Minuten an Catanias Sehenswürdigkeiten vorbeikutschieren
und tatsächlich: Catania HAT schöne Ecken! Fotografieren vom Zug
aus geht nicht, dafür holpert es auf dem Kopfsteinpflaster viel zu sehr,
aber man bekommt was zu sehen. Trotzdem bleibt bei mir ein zwie-
spältiger Eindruck bestehen: Catania ist ungleich schmutziger als
andere sizilianische Städte, die ich gesehen habe. Für die morgige
Tour auf den Ätna werden "fertige" Halb- oder Ganztagstouren ange-
boten, zwischen 55 und 80 Euro, ich will es trotzdem alleine probieren.

Der Dom von Modica... ...und der Dom von Catania Mit der Bimmelbahn
durch Catania
Das Wahrzeichen von
Catania - der Elefant
Die Fontana dell'Amenano
Der Universitätspalast Blick durch einen Torbogen

Tag 18 (Catania-Ätnatour):

Das Zimmer kostet 55 Euro, natürlich ohne Frühstück... Macht nix, auf
dem Weg zum Ätna stolpere ich über ein McCafe, das ein akzeptables
Frühstück anbietet. Die Anfahrt zum Ätna macht Laune, in schönen
Kurven windet sich die Straße bis auf 1900 m hoch, ab da ist für
Individualverkehr Feierabend. Die Anfahrt "Ätna Süd" ist gut für die
unzähligen Touristen gerüstet, die bereits um kurz nach 10:00 dort aufge-
schlagen sind: reichlich Parkplätze, diverse Souvenirshops, Gelaterias,
Ristorante und eine Seilbahn. Ich habe auf Anraten von Benno und Hilde
zwar die Ledersachen angezogen, aber Wanderschuhe dazu. Auf ins
Getümmel! Die Warteschlange an der Kasse der Seilbahn ist nach einer
guten Viertelstunde bezwungen, um 58 Euro ärmer besteige ich die Kabine.
Gut 10 min braucht sie bis auf 2500 m, dann bringt uns einer von vielen
4x4 Bussen in einer weiteren Viertelstunde bis auf 3300 m, dort ist End-
station. Man schließt sich einem Führer an (ohne ist nicht erlaubt!) und
bekommt eine Rundwanderung entlang einiger Krater, vom denen ein paar
deutlich aktiv sind - sie rauchen... Das Wetter passt ausgezeichnet, man
hat eine gute Sicht auf den gut 500 m entfernten, stark qualmenden Gipfel
und vor allem auf die Landschaft drumherum. Das Schauspiel ringsum
fasziniert, aus einigen Bodenritzen quillt warmer Rauch, das Gestein an
manchen Stellen ist ebenfalls warm. Der Bergführer erklärt wort- und
gestenreich die Krater, deren Entstehung und Alter - da wird einem klar,
daß der Ätna einer der aktivsten Vulkane überhaupt ist. Nach gut 1 Stunde
habe ich genug und schwitze trotz der Höhe und der merklich dünnen Luft
ganz ordentlich - wäre ich doch bloß im T- Shirt gefahren! Zurück mit Bus
und Seilbahn erstehe ich in einem Souvenirshop eine Doppel-DVD mit
Dokus zum Ätna und Sizilien im Allgemeinen. Danach kurve ich noch
etwas herum und mache mich dann auf den Rückweg ins Hotel. Der
Feierabendverkehr in Catania ist mörderisch, wird aber relativ problemlos
gemeistert. Statt mich durch das Gewühl der engen Gassen zu martern,
fahre ich direkt die Hauptstraße, die Via Etnea herunter und schiebe die
paar Meter in die Einbahnstrasse zum Hotel. Nach Datensicherung der
Fotos und Videos nebst einer Dusche marschiere ich wieder in die City
und bummele gut 1 1/2 Stunden herum, schieße noch ein paar Fotos und
suche mir dann ein Ristorante - der Tag wäre erfolgreich beendet... Das
Neueste, was die zahlreichen Straßenverkäufer zur Zeit anbieten, sind LED-
Raketen, die mittels Gummi in die Luft geschossen werden und dann mit
einer Art Propeller wieder sanft nach unten gleiten - sehr erfolgreich sind
die Verkäufer nicht: Nach 1 1/2 Stunden Beobachtung haben die beiden
Verkäufer auf der recht großen Piazza mit vielen Touris gerade einmal 2
Stück davon verkauft. Einer der Käufer flitscht sich die Rakete ständig
gegen den Daumen... :-)

 
Anfahrt zum Ätna Ausblick aus der Seilbahn Der Berg raucht!
Immer aktiv - auch im Alter... Da hält sich tatsächlich
etwas Schnee versteckt
Vulkan- Panorama
Tolles Farbenspiel Der Ausblick ist
phänomenal
Ein schlafender Riese
Dunst kommt auf... ...in dem die Seilbahn
verschwindet
Kaktusfeigen sind
überall zu finden
Catania bei Nacht... ...bietet einige nette Ansichten

Tag 19 (Catania-Giardini-Naxos, ca. 150 km):

In Catania habe ich unweit meines Hotels gestern Abend noch ein McCafe
gesichtet, das wird für ein kleines Frühstück angepeilt. In etwa die gleiche
Strecke wie Gestern wird gefahren, an der Station Ätna Süd mache ich kurz
Rast - der Ätna ist heute sichtlich aktiver als tags zuvor, er stößt immer wieder
dunkle Rauchwolken aus. Die Strecke zum Ätna Nord hinauf ist ein einziger
Kurvenrausch. Eine "richtige" Gipfelstation wie im Süden scheint's aber nicht
zu geben. Der Ätna reicht praktisch bis an mein Ziel, Giardini Naxos, dank
guter Vorbereitung ist auch mein B&B direkt gefunden, eine echte Augenweide
nach der Bruchbude in Catania: das Gebäude modern, in bestem Zustand,
jedes Zimmer mit eigenem Balkon, das Badezimmer nahezu neu und blitz-
sauber mit moderner Ausstattung - Top! Ich bin früh dran, da könnte man ja
schnell nach einem Badestrand Ausschau halten...? Die Badesachen gepackt
und auf geht's! Strände gibt es zwar reichlich, aber entweder fest in Hotelhand
oder völlig überlaufen, ich suche eher was, wo mein durchtrainierter, büro-
gepflegter Luxuskörper nicht so auffällt. :-) Ich passiere Taormina, dessen
Lagune mit der Isola Bella in der Mitte so unglaublich märchenhaft aussieht,
das es kaum zu glauben ist, da muß ich dringend eine Fotosession einlegen!
Etwa 15 km hinter Giardini Naxos sichte ich ein kleines Städtchen mit langem
Strand, der nicht voll zu sein scheint, tatsächlich hat man dort schon die Saison
beendet - ideal für mich. Schnell die Badehose an und rein ins Wasser. Das
Schwimmen ist eine Wohltat, das Wasser stark salzhaltig, zum Glück steht
eine Süßwasserdusche am Strand. Nach 2 Runden schwimmen und etwas
Sonnenbaden fahre ich zurück und laufe die ganze Promenade von Giardini
Naxos entlang, gut 3 km. Ein Eis zwischendurch spült den Geschmack des
Salzwassers herunter, ein paar ältere Herren beim angeregten Kartenspiel
laden mich regelrecht zum Fotografieren ein. Es werden vielfach Bootsfahrten
zu den Highlights der Küstenregion angeboten, ich werde morgen früh
versuchen, eine davon zu buchen, das wäre ideal: Morgens 2 Stunden Rund-
fahrt, nachmittags Taormina. Das wäre dann aber auch der krönende
Abschluß der Sizilientour: Übermorgen geht's zurück auf's Festland, eine
530 km lange Etappe liegt vor mir...

Kräftige Rauchwolken auf dem Ätna 
 
Blick von oben auf die Bucht von Giradini-Naxos und Taormina 
     
Der Badestrand in Giardini-
Naxos ist streng in Parzellen
aufgeteilt...
Der Ätna ist nicht weit weg Nächtlicher Ausblick
     
Neptun schaut
grimmig drein...
Farbenprächtige Leuchtreklame Die alten Herren beim
allabendlichen Kartenspiel

Tag 20 (Giardini-Naxos-Taormina-Besichtigungstour):

Könnte klappen mit der Bootstour: ein etwas kleines Bötchen offeriert
eine 2-stündige Exkursion zu den Highlights für 15 Euro, Start um 10:00.
Ich muß noch etwas Zeit abbummeln, aber ich muß bald feststellen, daß
das Geld in der Tat gut angelegt ist: Die Küstenlandschaft ist atemberaubend
schön, die "Grotta Azzurra" mit ihren Korallen und dem blauen Leuchten des
Wassers, die "Isola Bella", die ein Museum beherbergt und die Ansicht der
in den Steilhang gebauten Städte, vor allem Taorminas ist unbeschreiblich
schön, die bizarren Felsformationen tragen zu dem wahrlich atemberaubenden
Anblick einen Gutteil bei. Das Boot schaukelt gut, hoffentlich sind die zahl-
reichen Fotos was geworden, wäre sonst wirklich schade. In einer kleinen
Bucht ankert der Käpt'n und man darf schwimmen gehen, danach gibt's
noch eine Jause an Bord. Irgendwie beneide ich den Bootskapitän: er ist
sicherlich nicht reich und sein Geschäft stark saison- und wetterabhängig,
aber gibt es eine angenehmere Art, sein Geld zu verdienen als sich jeden
Tag ins Boot zu setzen und Touristen an der einmalig schönen Küste
entlang zu kutschieren? Ich marschiere anschließend kurz zurück ins B&B,
dann geht es per Mopped nach Taormina. Das will bezahlt und erkämpft
werden: Parkgebühren und eine lange Treppe vom Parkhaus zum Stadt-
zentrum kosten Geld und Schweiß... Taormina ist wunderschön, lebt aber
natürlich vom Tourismus, daher wimmelt es nur so von Souvenirshops,
Ristorante und Gelateria, aber irgendwie mit etwas mehr Stil als anderswo.
Ich sichte doch tatsächlich einen Irish Pub, der nach kurzer Inspektion
sogar Kilkenny vom Faß hat, eiskalt - da kann ich nicht widerstehen... ;-)
Nach dem zweiten Bier muß ich leider aufhören, sonst wachse ich hier fest
und muß mir ein Taxi leisten... Ein weiteres T-Shirt mit dem Aufdruck
"Taormina" MUSS erstanden werden, dann sehe ich mir das"Teatro Greco"
an, das satte 8 (!) Euro Eintritt kostet - eigentlich viel zu viel, aber man
kann nicht Taormina besuchen ohne das alte römische Theater (das übrigens
heute noch regelmäßig für Aufführungen genutzt wird), besichtigt zu haben.
Auf dem Rückweg zum Parkhaus sehe ich noch einen gut sortierten, auf
Folklore spezialisierten Souvenir-/Musikladen, dessen Besitzer mich
musikalisch ein wenig für meine (noch zu erstellende) Urlaubs- DVD berät,
da er selbst professionelle DVD produziert, wie er mir anhand der Auslage
seines Geschäftes beweisen kann. Eine Doppel- CD wird folgerichtig (und
hoffentlich passend) ergattert, dann werden für knapp 3 1/2 Stunden Parken
nochmal 7 Euro fällig. Zurück im B&B brauche ich eine Dusche, dann geht
es zum letzten Mal zum Abendessen auf sizilianischem Boden. An der
gleichen Straßenecke wie Gestern sitzen die alten Herren und spielen wort-
und gestenreich Karten. Ich sehe es mir noch ein paar Minuten an, dann
suche ich mir ein Ristorante. Ich muß unbedingt noch Datensicherung der
Fotos machen, es ist nur noch Platz für knapp 70 Bilder auf der Speicher-
karte. Am Nebentisch sitzt ein Pärchen aus Schweden, mit denen ich mich
noch eine Weile nett unterhalte.

Fantastische Felsformationen... ...entlang der Küste... ...Taorminas warten...

 
...überall auf... ...begeisterte Touristen In der "Grotta Azzurra"
     
Korallen haben sich in
der Grotte angesiedelt
Die Landschaft ist... ...einfach unbeschreiblich schön
Wer will, kann baden gehen Faszinierendes Farbspiel
im Wasser
Die Isola Bella ist
ein echtes Kleinod
Taormina - der Tisch ist
reich gedeckt
Die Piazza... ...bietet einen einzigartigen
Ausblick auf die Küste
Noch eine schöne Piazza Das Teatro Greco... ...heute noch in Betrieb!

 

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TIPP:
- Will man vom Ätna was sehen, muß man mindestens mit
  der Seilbahn hoch, was momentan gut 32 Euro kostet. Die
  Sportlichen können ab dann zu Fuß in etwa 1-2 Stunden
  die Station in gut 3300 m Höhe erreichen, man kann anscheinend
  auch bis zum Gipfel, aber vermutlich nur im Zuge einer Trekking-
  tour mit Bergführer. Weitere 15 Euro sind ansonsten für einen
  der Shuttlebusse zu entrichten, dann sind automatisch nochmals
  8 Euro für den Bergführer an der Station fällig.
- Der Verkehr: alles, was vier Räder hat, steht im Weg herum
  und wird angehupt. Die Zweiradfraktion, vornehmlich aus
  Scootern bestehend, drängelt sich durch alle möglichen und
  unmöglichen Lücken vor, an Ampeln steht die Armada dann
  soweit vorne in der Kreuzung wie möglich, was aber auch
  bedeutet, das sie die Ampel nicht sehen können. Das Signal
  zum Massensprint geben dann die Autos dahinter, springt die
  Ampel auf Grün, spurten die Zweiräder mit Vehemenz voran.
  Geblinkt wird mit 2 oder mehr Rädern (die alten Dreirad-
  Piaggios eingeschlossen) nur im Notfall, entnervend kann für
  den nicht des italienischen Temperamentes Kundigen die
  Eigenart mancher Fahrzeugbesitzer sein, unvermittelt anzuhalten,
  abzubiegen oder mit einem unvermittelt auftauchenden
  Bekannten ein Schwätzchen zu halten, egal, ob dahinter eine
  ganze Meute anderer Verkehrsteilnehmer wartet. Dann kommt
  nach etwa 30 Sekunden die "Goldene Regel" zur Anwendung:
  steht der Verkehr länger als diese Zeitspanne, wird gehupt,
  meistens geht es dann weiter, oft zwar nur ein paar Meter,
  aber immerhin...
- Für Taormina und Umgebung sollte man mehr als einen Tag
  einplanen, die Gegend will in aller Ruhe genossen werden.
- Straßen: die "Ss" sind meistens in einem ordentlichen Zustand,
  die "Sp" teils katastrophal schlecht, taucht mitten auf einer
  Straße eine Temporeduzierung auf 10km/h auf, sollte man dies
  durchaus ernst nehmen, es kann sein, daß dort Schlaglöcher
 
lauern, die groß genug sind, einen Kleinwagen drin zu
  versenken (kein Witz!).

Letztes Update: 14.10.2013