Portugal - 18.05. - 12.06.2019

Tag 10 (Porto-Coimbra, ca. 510 km):

Wieder einmal muß ich die Bude räumen, im Schatten stelle ich das
Mopped ab und lade, dann geht‘s über sehr kleine Straßen weiter -
zu klein. Ich ändere die Route ab und gewinne eine Stunde dadurch,
das Serra de Estrelas Gebirge ist absolut fabelhaft, die Straße hin
zwar schnell, aber langweilig, erst ab dem Gebirge ändert sich das.
Es macht riesig Spaß, die kurvigen Straßen flott zu fahren, jedenfalls
so lange, bis der Hinterreifen in einer leichten Kurve deutlich wegschmiert,
worauf mir fast das Herz stehen bleibt... 2 x findet das Navi wieder eine
Abkürzung, die sich als zeitraubend entpuppt. Ich fahre den Wasserfall
Poço do Inferno an und unterhalte mich noch nett mit einem deutschen
Pärchen, das mit einem alten Camper unterwegs ist, dann geht die Straße
erst in Kopfstein, dann in Schotter und schließlich sogar in eine üble
Wellblechpiste mit Riesen- Schlaglöchern über - wahrlich nicht das Revier
meiner Guzzi, aber sie beklagt sich nicht, obwohl die Geschwindigkeit teils
bis unter Schrittgeschwindigkeit sinkt. Für die 12 km brauche ich über eine
Stunde, mein Zeitplan ist endgültig dahin, obwohl ich die letzten Besichtigungs-
punkte sogar noch auslasse und direkt mein Tagesziel in Coimbra ansteuere.
Es geht hinauf bis auf 1900 m, dort liegt teils sogar noch Schnee. Dicker
Nebel zieht auf, ich flüchte bergab, ich fahre teils statt der erlaubten 90 km/h
bis zu 120, dennoch überholen mich einige Ortskundige ziemlich rasant! Erst
um 21:00 bin ich am Ziel, aber wo soll ich das Mopped parken, die Straße
ist voll? Der Besitzer läßt mich im Hof parken, die Guzzi passt mit Koffern
gerade so durch‘s Tor. Eine Irin erkennt mein grünes T-Shirt, wir unterhalten
uns nett, dann schnell duschen und Wäschewechsel, wo kriegt man noch
ein Bier oder gar Futter? Auch hier weiß der nette Besitzer Rat, 5 Minuten
entfernt findet sich alles, sogar ein Hamburgerladen, der nicht aus Amerika
kommt, hat noch offen - um 23:00 nehme ich alles! Gegenüber der Burger-
bude finde ich gleich noch eine offene Bar für‘s Abendbier und einen Jameson
Whiskey - Ein ereignisreicher und schöner Tag war das!

Tolles Bergpanorama.
Die Aussichten begeistern. Der "Poço do Inferno" - etwas
großspuriger Name...
In den Serra da Estrelas.
Auf 1900 m liegt noch Schnee. Omnipräsent in Portugal:
Das "Superbock" Bier.

Tag 11 (Coimbra Besichtigungstour):

Um 07:45 wecken mich ein paar französische Touristen auf, die ihren
Schlüssel nicht finden können... nervig! Mein Frühstück besteht aus
einem mitgebrachten Fruchtsäftchen und 2 dünnen Hartkeksen. Derart
gestärkt, mache ich mich in die Stadt auf, die zwar nicht weit entfernt ist,
aber dennoch arg anstrengend ist: es geht quasi ohne Unterbrechung
entweder steil bergab oder bergauf. Ich sehe mir ein paar Kirchen an,
den sehr schönen botanischen Garten, die Universität und genieße die
Ausstrahlung dieses verrückten Städtchens, diesen Albtraum jedes
Architekten mit seinen steilen Gassen, dem Kopfsteinpflaster, den ver-
winkelten und schiefen Häusern. Nach dem Besuch der Universität mit
der traumhaft schönen Bibliothek (in der keine Fotos gemacht werden
dürfen), will ich mir noch das „Miniaturland“ ansehen - dummerweise
muß man dazu den Berg runter zum Fluß und auf die andere Seite, was
bedeutet: heiß, kein Schatten. Am anderen Ufer wartet daher ein Eiscafé
mit selbst gemachtem Eis und serviert mir ein echtes 6 Euro Mammuteis!
Das Miniaturland ist nichts für mich, eher für Kinder, für den Rückweg über
die schattenlose Brücke miete ich mir wieder einen Roller, schade, das
man den in der Altstadt nicht nutzen kann - zu steil, zu schlechtes Pflaster.
2 Radler später geht es wieder etwas besser, ich werde mir noch in
einem Supermarkt was für‘s Frühstück organisieren und dann entweder
eine Kleinigkeit futtern oder gleich in einer Bar versacken... Mich gelüstet
es nach italienischen Nudeln, das nächste „richtige“ Restaurant wäre aber
wieder steil den Berg rauf, probieren wir mal eine Schnellpizzeria... Aber
zuerst zurück zur Unterkunft, ich brauche eine Dusche. Die Nudeln sind
gut, aber natürlich nicht so gut wie in einem "richtigen" Restaurant. In
der Bar von gestern geht‘s weiter. Der Besitzer des Gasthauses ist wirklich
sehr nett: für die Reinigung des Helms hat er mir heute morgen ein recht
scharfes Mittelchen gegeben und heute Abend, als ich mit einer Büchse
Bier vor der Unterkunft sitze, erkundigt er sich noch, ob ich a. einen
Schlüssel habe und b., ob ich morgen früh mit dem Mopped auch alleine
durch das Tor komme.

   
Catedral Sé Nova. Innen ebenso... beeindruckend.
Wunderschöne Architektur
- Casa da Nau.
Steil bergauf... Im botanischen Garten.
Catedral Sé Velha. Ruhiger Innenhof. Die Universität...
...ist ein echtes Juwel. Wunderschöne Säle... ...schmücken den Campus.
     
Studenten stellen sich für's
Gruppenfoto auf.
Die kleine Kapelle
auf dem Gelände.
Blick auf die Altstadt.
   
Im Miniaturland. Immer wieder überraschend:
die Bauform der Häuser.

Tag 12 (Coimbra-Peniche-Óbidos, ca. 200 km):

Nach dem kleinen Frühstück (Kakao und 1 trockenes Brötchen) folgt eine
böse Überraschung: man hat mir die extra für den Urlaub gekaufte Werk-
zeugtasche, in der ich das Kettenschloß transportiere, geklaut! Und das,
obwohl das Mopped im Hof stand (von der Straße aus unsichtbar) und
die Alarmanlage an - mein Vertrauen in die Portugiesen hat definitiv einen
fiesen Knick erhalten. Ich erkläre es der Gastgeberin, sie ist schockiert
und will die Polizei rufen, aber was soll die schon tun? Einen Bericht schreiben
für einen 22 Euro Gegenstand, der doch nie wieder auftauchen wird? Das
waren keine Profis, aber jemand, der wusste, das dort ein Mopped steht.
Das läßt mich nachdenklich werden: in Lissabon muß ich auf der Straße
parken, soll ich das Mopped doch lieber freiwillig in der Moppedwerkstatt
stehen lassen über‘s Wochenende? Das würde allerdings bedeuten, das ich
mindestens 2x mit dem Taxi fahren müsste. Der nächste (kleine) Schock folgt
sogleich: meine Route funktioniert nicht, die Berechnung bricht ab. Bei der
ersten Pause lösche ich einige der nicht mehr benötigten Routen und siehe
da - jetzt klappt‘s wieder. Ich fahre die Halbinsel Peniche an, das „Cabo
Carvoeiro“ mit seinem Leuchtturm und der wunderschönen, wild zerklüfteten
Felsenküste macht was her, genauso die zahlreichen, malerischen Lagunen
und Badebuchten, das Städtchen selbst ist eher typisch touristisch, nichts
Vorzeigbares. Früh erreiche ich die Unterkunft in Óbidos, der Eigentümer
ist sehr nett und spricht ein ordentliches Englisch, das Zimmer ist „gediegen“
mit gut Platz. Ich brauche was zum Frühstück, das gibt‘s aber nur in der
1,5 km enfernten, auf dem Berg liegenden Stadt. Der historische Kern von
Óbidos ist wunderschön, demzufolge aber total von Touristen überlaufen.
Ich kaufe in einem der zahlreichen Souvenirshops eine Instrumental-CD,
dafür verrät mir die Besitzerin auch, wo ich einen Supermarkt finde: 1,8 km
entfernt außerhalb der Altstadt... Ich dackele hin, erledige meine Einkäufe
und es geht zurück über die glühende Landstrasse - die Erfrischung von
Dusche und Klamottenwechsel ist dahin! 2 Radler werden im Waschbecken
kalt gestellt, dann geht‘s ins Restaurant. Nach dem Abendessen wird sich
noch nett mit einem älteren Pärchen aus England und einem Pärchen aus
Holland unterhalten. Der lokale Kirschlikör beschliesst den Abend. Noch
nicht ganz: die Bar nebenan hat noch auf... 

 
Traumhaft schöne Badelagune. 
Die Buchten sind eine
Augenweide.
Am Cabo Carvoeiro... ...beeindrucken die...
...Felsformationen und
der Ausblick.
DIe Kirche von Caxinas. Óbidos mit Felsenburg.
Óbidos beeindruckt durch... ...seine wunderschönen
Gassen, ist aber auch...
...total  überlaufen (auch
wenn's auf diesem Foto
nicht so aussieht).


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TIPP:
- Achtung vor den Kanaldeckeln: die sind teilweise so tief im Asphalt
   versenkt, das ein Überfahren ordentlich Rückenschmerzen verursacht!
- Fahren die Portugiesen vorsichtig, sollte man dies auch tun, tun sie es
   nicht, heißt das auch für andere: Feuer frei! ;-)

Letztes Update: 20.06.2019