Balkan-östliches Mitteleuropa 14.06. - 07.07.2017

Tag 13 (Belgrad-Budapest, ca. 500 km):

Sehr schlecht und viel zu wenig geschlafen: Am frühen Abend stellte
die Klimaanlage den Dienst ein, ich mußte das Fenster aufmachen.
In der Nacht gab's zwar ein Gewitter, aber richtig abgekühlt ist es nicht,
dazu haben sich mindestens 2 Mücken über mich hergemacht, eine habe
ich erwischt, die andere machte mir neben der Hitze den Schlaf fast unmöglich.
Jedenfalls habe ich um 05:35 das letzte mal auf die Uhr geschaut... Wie
ich die knapp über 500 km heute überstehen soll? Keine Ahnung...
Ich lasse Novi Sad aus, wäre eh' nur ein kurzer Stop gewesen. An einer
Tanke möchte ich neben dem Benzin auch ein Eis und ein Radler erwerben,
dies wird mir verwehrt. Ich dürfe dies erst nach einer Stunde, wie mir der
Tankwart zu erklären versucht - seltsam. Warten wir halt auf den nächsten
Supermarkt. Aber zuerst streikt das Navi: es schaltet sich nicht mit der
Zündung ein. Ist meine provisorische Reparatur etwa schon wieder kaputt?
Nein, vermutlich habe ich beim unvorsichtigen Einstecken des Zündschlüssels
einen Kurzschluss gebaut, da die Schnellverbinder nicht so gut isoliert sind.
Werkzeug auspacken, die (zum Glück verbaute) automatische Sicherung
wieder eindrücken, dann geht's wieder. Bald kommt die Grenze nach Ungarn.
Gefühlt dauert der Übergang eine gute Stunde, tatsächlich waren's aber nur 25
Minuten. Spaß macht die Fahrerei indes nicht: Zumindest diese Ecke von
Ungarn ist flach wie ein Pfannkuchen und verfügt nicht über nennenswert
schöne Kurven. Nach einer Pause geht das Navi schon wieder nicht,
Sicherung schon wieder durch? Nein, diesmal hat es sich aufgehängt, Akku
raus und wieder rein, dann läuft's wieder. Dummerweise sind alle importierten
Routen futsch, das neuimportieren braucht gut 15 Minuten. Am Balaton wird
kurz Halt gemacht für ein paar Fotos, dann auf die Bahn Richtung Budapest.
Die Besitzerin der Privatunterkunft spricht sehr gut Deutsch, da sie in Leipzig
studiert hat, ist angesichts des Motorrads und meiner Person aber etwas pikiert
- obwohl sie ja wußte, wer kommt, da ich ja nach einem Parkplatz für's
Motorrad gefragt hatte. Sie bleibt aber tapfer und erklärt mir alles Notwendige.
Irgendwie hat sie in ihrer vornehmen und zurückhaltenden Damenhaftigkeit
etwas von einer englischen Landlady... Ein kleiner Supermarkt um die Ecke
liefert mir 2 Büchsen Bier und eine große Flasche Wasser für den morgigen
Tag. Ich möchte gerne bis in die Altstadt, um ein Abendessen und ein paar
Bier zu schnappen, aber das ist weeeiiit weg, wie ich schnell feststellen muß.
Auf jeden Fall werde ich mir für den Rückweg ein Taxi gönnen, sonst kippe
ich um, ich bin todmüde... Für den morgigen Tag muß ich mir noch einen
Schlachtplan zurechtlegen, sonst werden die Wege einfach zu weit.
Der Balaton - beliebtes Urlaubsrevier

Ausser dem Kornfeld gab's
sonst nix zum Knipsen... ;-)
Farbe mischt auch die
tristeste Häuserfront auf
Blick auf Budapest

Tag 14 (Budapest Stadtbesichtigung, zu Fuß):

Ich hole mir eine Tageskarte für Bus und Bahn, damit und mit einer
rumpeligen Straßenbahn geht's in die City. Die üblichen Verdächtigen
werden besichtigt: die St. Stephan's Basilika, die Kettenbrücke, der
Burgberg mit dem Palast, die Mathiaskirche, die Siklo Zahnradbahn,
das Parlamentsgebäude und die Margaretheninsel, wo regelmäßig zur
vollen Stunde die Wasserfontänen im Takt zu klassischer, 70er Rock-
oder auch moderner Popmusik angesteuert werden - ein echter Augen-
und Ohrenschmaus. Man sollte bei Wind aber aufpassen, wo man sich
hinstellt, sonst kann's eine erfrischende Dusche geben... :-) Dazu kann
man auch noch die Beine im Wasser baumeln lassen, es ist herrlich.
Es ist heiß, aber keine 38 Grad wie in Belgrad, trotzdem ist gegen
Mittag bereits das erste Eis und ein Radler fällig. Das Fotolicht ist leider
nicht das Beste, die Sonne steht hoch und es ist dunstig. Was mir auffällt:
Es fahren bemerkenswert viele Toyota Prius als Taxi in Budapest. Ich
muß zugeben, das Budapest etwas länger als Belgrad gebraucht hat, um
mich von sich zu überzeugen, aber es hat geklappt! Sobald die Tempera-
turen herunter gehen, wird die Margaretheninsel von Joggern überflutet.
Zum Glück habe ich bis zum Abend ausgehalten: Ab 21:00 gibt es eine
volle Stunde Musik und Wasserfeuerwerk vom Feinsten, was bei der
Dunkelheit und den LED- beleuchteten Fontänen ein Spektakel erster
Kajüte ist, was sich hunderte Menschen nicht entgehen lassen. Ein wenig
Hunger hätte ich und pie*eln muß ich auch, aber der McDonalds an der
Brücke ist natürlich restlos voll, andere übliche amerikanische Schnell-
restaurants zu weit weg und in der falschen Richtung, ich trabe daher am
Ufer der Danube entlang in Richtung meiner Bahnstation, da sichtet mein
Auge etwas Vertrautes: eine britische Flagge! Sollte sich dort etwa ein
englischer Pub verbergen? Nein, er verbirgt sich nicht, er zeigt Flagge! :-)
Für ein "Barmeal" ist es zwar schon zu spät, aber ein Päckchen gesalzene
Erdnüsse reichen mir heute Abend. Er hat sogar meinen Waliser Lieblings-
Whiskey! Nur bei der Bestellung eines Radler läuft was schief: ich bestelle
gemäß Karte einen "Lemun" und der Wirt legt mir auf einem Unterteller
eine aufgeschnittene Limone hin... Ich bekomme aber doch noch ein Radler,
dann wird's Zeit für die Heimfahrt. Der Tramfahrer behauptet zwar, er
kenne die Station nicht, wo ich aussteigen will, fährt aber trotzdem in die
richtige Richtung, wo mein letztes Bier an der Unterkunft auf mich wartet.
Aber vorher muß ich mir noch Geld ziehen, meine Forint sind alle. Ich
hatte zwar für 100 Euro Forint geholt und Ungarn ist auch nicht teuer,
aber die diversen Eintrittsgelder, das Ticket für die Tram, das Eis und die
Getränke haben meinen Vorrat aufgebraucht.

Schöner Café-Racer Aber auch andere Fahr-
zeuge sind verfügbar
St. Stephans Basilika
   
Auf dem Weg zum Dach Eindrucksvolle Aussicht
von oben...
...aber auch Innen
Blick über die rechte Seite (Pest) der Stadt
Das bunte Dach der
Matthiaskirche
Oben Bier, unten Limo,
ein Radler wird das nicht!
Prachtvoller Brunnen
Am Burgpalast Alte Kapelle im Museum Orientalische Szene
Kunstobjekt zur Erinnerung
an jüdische Opfer
Hier tagt das Parlament Mögen die Spiele beginnen!
Im Hellen schon
beeindruckend...
...wird's im Dunkeln... ...zunehmend bunter...
...und faszinierender! Die Margarethenbrücke Parlament bei Nacht


Tag 15 (Budapest-Eger, ca. 400 km)

Heute habe ich etwas mehr Luft bzw. Zeit beim Fahren. Die erste Etappe
raus aus Budapest zieht sich, zumal das Navi zweimal kurz den Dienst
verweigert und ich tanken muß. Aber nach der Autobahnetappe sichte ich
etwas, nach dem es mich gelüstet: Eine Selbstwaschanlage für Autos! Ich
habe auch noch reichlich Kleingeld übrig, daher bekommt die BMW die
verdiente Dusche. An der nächsten Tanke 1 Stunde später gibt es für mich
ein Eis zur Belohnung, zum 2. Mal muß ich das Navi resetten - ob's dem
Ding auch zu warm ist? Es herrschen wieder einmal ordentliche Temperaturen,
etwa 36 Grad. Dazu die eintönige Landschaft ohne Erhebungen und die
schnurgeraden Straßen, das macht keinen großen Spaß. In Debrecen muß
ich mir ein schattiges Plätzchen für eine Pause suchen. Die Suche nach der
Unterkunft in Eger ist eigentlich nicht allzu schwer, dumm nur, das sie in
einer Einbahnstraße liegt. Ich probier's von vorne, von hinten, von der Seite,
aber man kommt einfach nicht heran. Entnervt steige ich ab, und laufe zu
Fuß in die Einbahnstraße, finde die Unterkunft aber nicht auf Anhieb (liegt in
der Fußgängerzone, hinter einer Einfahrt versteckt). Eine Dame aus einem
Weingeschäft hilft mir, sie ruft an bei den Besitzern an - man käme in 10
Minuten. Mittlerweile schmore ich im eigenen Saft, was meine Stimmung
nicht gerade hebt. Als die beiden Besitzer ankommen, bin ich leicht genervt
und gereizt, was die beiden natürlich irritiert. Ich checke ein, bezahle, reiße
mir die Klamotten vom Leib und dusche, wechsle alle Klamotten und
genieße in vollen Zügen das an der letzten Tanke gekaufte und mittlerweile
halbwegs kalte Bier. Dann wasche ich meine Sachen (der T-Shirt Ver-
schleiß ist wirklich enorm) und hänge die Sachen zum Trocknen auf - in
einem Kabuff findet sich sogar ein Wäscheständer. Dann heißt es, einen
noch offenen Supermarkt zu finden, ich stolpere aber erst über eine
Bäckerei, der ich 2 Croissants abkaufe, der Verkäuferin (die kein Wort
Englisch kann), erkläre ich mit Hilfe der Supermarkt Liste im Navi, was
ich suche, ich verstehe immerhin soviel, daß nur noch der Tesco Markt
offen hat. Der ist in einer Tiefgeschoßpassage, wie ich nach zweimaligem
Nachfragen bei Passanten herauskriege. So, die Einkäufe sind erledigt,
wie geht's zurück? Das kleine Navi, das bis eben noch problemlos lief,
startet nicht mehr... Zum Glück habe ich mir den Weg halbwegs gemerkt
und finde meine Unterkunft wieder. Ich lade das Ding und hoffe, das es
sich wieder berappelt, da ich es in den jeweiligen Städten gern und oft
benutze. Das Abendbrot habe ich mir redlich verdient, soviel steht fest!
Eine ungarische Pasta und ein Radler? Her damit! Eger ist ein adrettes
kleines Städtchen, das ich morgen nach dem Besuch der Baradla Höhle
etwas genauer erkunden werde. Zeitweise sah es arg nach Regen aus, der
bleibt aber weg, wodurch es schon wieder obszön schwül wird. Ein letztes
Radler (mit Kirschgeschmack - nicht ganz mein Fall) wird vor der Tür des
Appartements genossen, ich trage auch den Wäscheständer nach draußen,
weil ein wenig Wind weht - sieht lustig aus... :-) Immerhin läßt sich das kleine
Navi nach einem Soft-Reset wieder beleben. Offenbar ist's sowohl der
Technik als auch deren Besitzer deutlich zu warm.

Immer wieder anzutreffen:
große Sonnenblumenfelder
Auslage eines Souvenirgeschäftes Draußen trocknet
die Wäsche schneller


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TIPP:
- Budapest hat mehr touristische Highlights zu bieten als Belgrad, mein Tip:
   unbedingt die Margaretheninsel und die Fontäne ab 21:00 besuchen!
- Auch in Ungarn gilt: Wo sich Touristen tummeln, kommt man mit Englisch
   ganz gut durch, ansonsten hilft wieder das "Gespräch" mit Händen und Füssen.
- In Ungarn gibt es für Motorradfahrer nicht viel zu sehen und zu fahren, die
   Straßen sind schnurgerade und die Landschaft wenig abwechslungsreich.

Letztes Update: 16.07.2017